Was TV-Moderator:innen in Gesprächsrunden anstreben, kann auch auf Lehrende zutreffen, die Online-Foren nutzen. Die richtige Wortwahl, respektvoller Umgang, zielführende Diskussionsführung, die Kommunikation aufrecht erhalten: das sind nur einige der Herausforderungen. Wie gehe ich vor?

Ein Forum bietet Ihnen die Möglichkeit, Studierende im Semesterverlauf über einen zeitversetzten (asynchronen) Kommunikationsweg zu betreuen und mit Ihnen Kontakt zu halten. Wenn Sie das Forum abonnieren, werden Sie zeitnah über neue Beiträge per E-Mail informiert.

Begriffe des Forums

posten = vom Englischen to post für: eine Nachricht anschlagen; das Einstellen von Nachrichten in einem Forum

das Posting = der Beitrag / die Nachricht

Der Thread ist ein Thema oder der Diskussionsfaden; eine zusammenhängende Folge von Beiträgen zu einem bestimmten Thema. Je prägnanter die Betreffzeile formuliert wird, desto leichter ist es für Leser:innen zu entscheiden, ob dieses Thema – dieser Thread – für sie bzw. ihn von Interesse ist.

Vorteile eines Forums sind insbesondere, dass

  • Studierende untereinander und Sie mit den Studierende unabhängig von Zeit und Ort kommunizieren,
  • die Beiträge in Ruhe gelesen werden,
  • eigene Beiträge in Ruhe formuliert werden,
  • Fragen der Studierenden für alle beantwortet werden,
  • Diskussionen und Beiträge jederzeit wieder aufrufbar sind, und
  • die Studierenden sich untereinander unterstützen können.

Die Herausforderung liegt für die Online-Moderator:innen darin, das Forum (und damit die Unterstützungssituation) lebendig zu halten und Vertrauen aufzubauen.

Wieso stellt dies eine Herausforderung dar?

Es ist davon auszugehen, dass sich die Erfahrungen der Studierenden mit asynchronen Kommunikationskanälen auf individuelle E-Mails oder Nachrichten auf einem sozialen Netzwerk (z. B. Blog-Foren, Facebook) beziehen, die privat sind. Dagegen geht es im Kontext des Studiums um eine Bewertung, das Bestehen einer Leistung und die Vorgabe von Inhalten. Daher beschäftigt die Studierenden Fragen, die sie der Gruppe nicht mitteilen werden. Beispielsweise:

  • „Darf ich ohne Aufforderung etwas schreiben?“
  • „Was wohl die anderen über das denken, was ich geschrieben habe?“
  • „Ist es gut, sich zu beteiligen? Wie häufig soll ich mich beteiligen?“
  • „Wie lang darf mein Beitrag sein?“

Um Unsicherheiten rechtzeitig zu begegnen, greifen die Online-Moderator:innen aktiv diese Fragen auf und ermutigen ihre Studierenden, sich zu beteiligen. Erfolgsfaktoren hierfür sind, wenn die Studierenden Vertrauen aufbauen und Impulse zum Commitment und zur Kommunikation bzw. Interaktion erhalten.

Vertrauen aufbauen

  • Netiquette beobachten, d. h. auf gutes Benehmen (Verhaltensregeln) in der virtuellen Kommunikation achten
    • sich Mühe mit den Beiträgen machen: auf korrektes Deutsch achten, Beiträge leicht und verständlich formulieren – eigene Beiträge vorbildlich gestalten
    • nicht in GROßBUCHSTABEN schreiben, denn das gilt im Internet als schreien
    • höflich sein
    • Nur über Textkommunikation sind insbesondere Ironie oder positive Neugier sind schwer zu interpretieren. Smiley-Symbole können genutzt werden, um Missverständnisse zu vermeiden bzw. um Zusatzinformationen zu geben, die darin unterstützen, den Inhalt einer Nachricht richtig zu interpretieren.
    • auch mal „Danke“ oder „gut gemacht“ sagen
  • Einen freundlichen, verbindlichen und respektvollen Umgang miteinander unterstützen (Netiquette fördern)
    • generell zunächst mit einer eher niedrigschwelligen Anforderung einsteigen, Einladung zur Eröffnung (Kick-off) des Forums, Vorbild sein durch ersten Thread
    • direkte Ansprache und Eingehen auf Studierenden-Beiträge
    • gewährleisten von verbindlicher, kontinuierlicher Begleitung
  • Feedback geben
    • Interesse am Wissen und den Erfahrungen des anderen zeigen, also Austausch statt eines Nebeneinanders von Informationen
    • Interesse an den Hintergründen und an der Person
    • Interesse an der gemeinsamen Weiterentwicklung der Wissens- und Erfahrungsbestände zu einem Thema
  • Transparenz über Rahmenbedingungen herstellen
    • Explikation von Spielregeln und Verhaltensstandards
    • was wird wie gespeichert etc.

Commitment: Bindungen und Verbindlichkeit ermöglichen

Stärkend auf das Commitment wirkt sich z. B. aus, wenn auch Raum für private und nicht inhaltsbezogene Kommunikation gegeben wird (Kaffeeklatsch-Forum), wenn die Studierenden eigene persönliche oder anwendungsbezogene Erfahrungen einbringen, wenn Adjektive, die Emotionen verdeutlichen, genutzt werden und wenn Wertschätzung entgegengebracht wird.

Beispiele:
Frage zur aktuellen Emotionsverfassung im Kontext Aufgabenbewältigung:

  • „Wie fühlen Sie sich jetzt gerade, um die Aufgabe xy anzugehen: tatkräftig oder lahm? aufgeregt oder beruhigt?“
  • „Es hat sich ein spannender Austausch innerhalb ihrer Gruppe entwickelt. Klasse, dass Sie alle so engagiert mitdiskutieren.“
  • „Liebe Studierende, schwungvoll und neugierig starte ich mein erstes Forum mit Ihnen.“

Kommunikation anregen und über den Semesterverlauf aufrechterhalten

Ohne Moderation des Forums können Beiträge von Einzelnen unbeachtet bleiben, sodass diese Studierenden verunsichert werden, da sie vermuten können, nicht die richtigen Inhalte beizutragen; oder sie fühlen sich nicht ernst genommen, sodass sie sich nicht mehr an dem weiteren Kommunikationsereignis beteiligen, obwohl sie kompetente Beiträge liefern könnten; oder sie fühlen sich zur Gruppe nicht zugehörig. Daher ist für die Online-Moderation wichtig, die Kommunikation anzuregen.

  • Impulse setzen
    • Aufforderung, eigene Erfahrungen zu einem Thema, einer Aufgabenbearbeitung einzubringen
    • Aufforderung, ein Votum zu einem bestimmten Sachverhalt abzugeben
    • Verknüpfung der Kommunikationsaufforderungen mit klarer zeitlicher Terminierung (bis …)
    • Konzipierung von Erinnerungshilfen (z. B. To-Do-Liste)
    • Brainstorming zum Einstieg in ein Thema, zum Sammeln von Ideen, neuen Beiträgen zur Aktivierung der Gruppenmitglieder
    • Es soll sich eine Diskussion entwickeln: Start und Ende der Diskussion akzentuieren durch
      a) ausdrückliche Angabe des Zeithorizonts,
      b) eindeutig formuliertes Diskussionsthema und
      c) am Ende Zusammenfassung und Fazit der Diskussion formulieren. Das Fazit kann natürlich auch durch ein Gruppenmitglied gepostet werden.
  • Erwartung an die Beiträge explizieren
    • Beispielbeiträge posten, die Form, Art und Umfang verdeutlichen
    • Verantwortung deutlich übertragen, z. B. eine E-Mail an die Studierenden senden, die sich nicht beteiligen, und auffordern, auf einen bestimmten Eintrag im Forum zu antworten (E-Mail-Verteiler von EMIL nutzen)

Sie können die Moderation auch an Tutor:innen oder an Studierende übertragen, die damit ggf. eine Teilleistung erbringen können. Haben Sie nicht selbst die Moderation des Forums inne, dann beobachten Sie dennoch die Kommunikation und werden aktiv

  • wenn Sie den Eindruck haben, dass das Vertrauen (s. o.) gestört ist oder die Netiquette nicht eingehalten wird und  
  • um selbst immer mal wieder präsent zu sein.

Ein Mangel an persönlichem Kontakt oder direkter Ansprache kann bei den Studierenden in vorrangig online durchgeführten Veranstaltungen zu einem Gefühl der Isolation führen. Es kann ein Klima von Unverbindlichkeit entstehen, sodass Absprachen und/oder die Aufgabenerfüllung nicht eingehalten werden.

Kommunikation aufrechterhalten

Die Kommunikation in einem Forum kann auch schnell unübersichtlich und/oder unverbindlich werden, wenn es viele Beiträge zu einem Thread gibt oder wenn zu viele Threads zu ähnlichen Themen mit inhaltlichen Überschneidungen eröffnet wurden. Es werden dann keine eindeutigen Ergebnisse erzielt, sodass bspw. eine Diskussion immer wieder auf die gleichen strittigen Punkte zurückkommen kann. Das eigentliche Ziel, die Aufgaben effektiv und mit Freude anzugehen und zu bewältigen, kann nebensächlich werden – die Kommunikation schläft ein.

Maßnahmen, die einen kontinuierlichen Austausch fördern:

  • Sie sorgen für Übersichtlichkeit im Forum, indem Sie
    • Zwischenzusammenfassungen zu den bisherigen Beiträgen erstellen;
    • bei Abschweifungen zum Thema zurückführen;
    • bei engagiert geführten Unter- bzw. Spezialthemen neue Threads eröffnen;
    • die verschiedenen Studierenden-Beiträge (Threads) verknüpfen und in-Beziehung-Setzen; und
    • die Ergebnisse ggf. in Form von Wiki-Seiten festhalten, auf die Sie im Forum zum Abschluss der Diskussion jeweils verweisen.
  • Nachfragen und Ursachenforschung bei Beteiligungsflauten betreiben können Sie z. B. mittels persönlicher Ansprache per E-Mail, wenn es sich um Einzelne handelt (Anschubsen der Motivation).

    Bei Gruppen können Sie eine Aktion wie eine Online-Umfrage durchführen, z.B. ein “Blitzlicht”: Jede Studentin / jeder Student gibt ein Statement ab zu möglichen Ursachen, wenn es sich um ein allgemeines Phänomen handelt, oder dazu, wo die Studierenden sich gerade selbst im Hinblick auf die Erreichung der Aufgabenerfüllung sehen und welche Aktivitäten sie in diesem Zusammenhang planen.

JAKOB KOPCZYNSKI produziert, gestaltet, berät und lehrt und das alles im Dunstkreis der digitalen Medien. Ihn interessieren besonders neue Techniken und Möglichkeiten in der digitalen Lehre, vor allem im Zusammenhang mit Open Educational Resources.

Credits für diesen Beitrag:
Katja Königstein-Lüdersdorff, Einsatz Forum, Stand Juli 2020, Team Medien 4.0
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