01. Was ist Wissenschaft?

Was ist Wissenschaft?

Die Frage wirkt recht simpel, doch denkt man genauer darüber nach, ist sie gar nicht so einfach zu beantworten. Den meisten von uns werden eine ganze Menge „Wissenschaften“ einfallen, also Teilbereiche oder auch Fachdisziplinen: Physik, Mathematik, Biologie, Soziologie, Anthropologie, Philologie und Geschichtswissenschaft. Schaut man sich aber Zielsetzung und Methodik an, dann haben Physik und Soziologie wenig offensichtliche Gemeinsamkeiten und auch BWL und Philosophie scheinen sich eher fremd. Was also verbindet all diese Fachdisziplinen? Was ist Wissenschaft?

Definition

Martin Steger von der Universität Wien (siehe Vertiefung: Was ist Wissenschaft?) beschreibt das Problem der Vielzahl verschiedener Ansätze unterschiedlicher Disziplinen und kommt zu dem Schluss, dass eine einheitliche Definition schwer zu finden sei. Er schlägt vor, aus dem „Ist-Zustand“ eine Arbeitsdefinition herzuleiten, die er wie folgt angibt:

Wissenschaft ist ein System der Produktion, Sammlung und Ordnung von Wissen.

Teilbereiche

Problematisch ist dies allerdings schon deshalb, weil es neben der Tätigkeit der Wissenschaft auch noch die Institution der Wissenschaft gibt und eben das, was die Tätigkeit als Ergebnis hervorbringt. Wissenschaft beschreibt den Prozess Wissen zu generieren, zu sammeln und zu ordnen. Wissenschaft fasst aber auch alle an diesem System beteiligten Institutionen (Universitäten, Labore, Professoren, Forscher etc.). Und Wissenschaft beschreibt die Gesamtheit allen aus dem Prozess gewonnenen Wissens, also die Erkenntnisse, die die Tätigkeit Wissenschaft hervorbringt.

Es gibt also drei Teilbereiche, die alle mit dem Begriff beschrieben werden:

  • Wissenschaft als Tätigkeit
  • Wissenschaft als Institution
  • Wissenschaft als Ergebnis der Tätigkeit

Wissenschaftliche Methode

Wichtig für unsere Arbeitsdefinition ist vor allem die Tätigkeit der Wissenschaft, also der Prozess, der Wissen generiert. Wissenschaft unterscheidet sich von anderem Wissen (wie etwa Alltagswissen) durch die Anwendung einer wissenschaftlichen Methode, um Wissen zu generieren. Harald Wiltsche spricht vom „‚Triumvirat‘ von Beobachtung, Schlussfolgerung und experimenteller Bestätigung“ (13) als Bestandteilen der wissenschaftlichen Methode (mehr dazu in Lektion „08 Forschung“):

  • Beobachtung – ich beobachte einen bestimmten Gegenstand ohne vorherige Annahmen
  • Schlussfolgerung – ich stelle Behauptungen auf, die ich aus meinen Beobachtungen schlussfolgere
  • (Experimentelle) Bestätigung – ich überprüfe durch Experimente oder weitere Beobachtungen, ob die Schlussfolgerung wahr ist

Wie schwierig solche allgemeinen Definitionen zu finden und zu formulieren sind können wir jetzt noch einmal vertiefen. Auf diesen Abschnitt folgend eine Übungsaufgabe – hier kannst du selber Definitionen recherchieren.

Zitierte Werke:

    • Wiltsche, Harald (2013): Einführung in die Wissenschaftstheorie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
    • Steger, Martin (k. Jahr): „Was ist Wissenschaft?“. Universität Wien. Web. 2016. Link.

 

Prof. Dr. Thomas Schramm (HCU, Geomatik) über den Begriff Wissenschaft

Weil das hier vorgetragene eine recht hohe Komplexität hat, gibt es in dieser Einheit noch Möglichkeiten zur weiteren Bearbeitung. Ihr könnt ein Transkript des Texts hier als PDF-File finden oder aber unter Vertiefung: Was ist Wissenschaft? den Text mit weiterführenden Links nachbereiten.


Weiter geht es mit Abschnitt

02. Übungsaufgabe Wissenschaft

oder zurück zum Anfang der Lektion

Lektion 2: Wissenschaft