01. Grundlagen des Präsentierens

Grundlagen

Präsentationen begegnen einem nicht nur in der wissenschaftlichen Arbeit: Sei es das Referat im Seminar, die Vorlesung einer Professor*in, der Pitch in der Werbeagentur oder auch der Report bei Vorgesetzten. Eine Präsentation ist ein wichtiger Bestandteil fast aller professioneller Arbeit – sie erlaubt es, alle auf den gleichen Stand der Informationen zu bringen und (Teil-)Ergebnisse vorzustellen. In der Wissenschaft ist sie eines der wichtigsten Mittel, um Austausch über die Forschung zu gewährleisten und die Ergebnisse der Prüfung und Diskussion durch andere Wissenschaftler*innen zu stellen. So sichert die Wissenschaft die Überprüfbarkeit der Forschung.

Ziel/Publikum

Bevor du dich aufmachst und deine Forschung präsentierst, solltest du dir zuerst einmal klar darüber sein, warum du das eigentlich tust. Nur weil es in der Seminarbeschreibung steht und die Dozent*in es verlangt? Es sollte hoffentlich noch mehr dahinter stecken. Geht es darum, deine Mitstudierenden über ein Thema zu informieren? Geht es darum, deine Forschung anderen, die sich damit nicht auskennen, vorzustellen? Oder doch eher darum ein Fachpublikum, das tief in der Materie steckt, von deinen Argumenten zu überzeugen, um Diskussion anzufachen?

Mögliche Ziele sind also bei der Vorbereitung zu beachten und auf ein jeweiliges Publikum abzustimmen:

  • Information/Überblick
  • Schulung/Beratung
  • Argumentation/Diskussion
  • Motivation/Fortschritt
  • Ankündigung/Werbung

Stil

Im Grundsatz gibt es bei Präsentationen zwei Pole, zwischen denen du deinen Stil finden kannst. Es gibt die frei Sprechenden und es gibt die Lesenden, und dann gibt es noch die Grauzone dazwischen. Die beiden Pole jedoch sind am einfachsten zu beschreiben. Vielleicht erstmal vorweg: beide Stile sind ok, wenn sie richtig eingesetzt und gut vorbereitet sind. Es gibt kein richtig und falsch hierbei. Und: beide Seiten haben Vor- und Nachteile, die es gegeneinander abzuwägen gilt. Die meisten Zuhörer werden dir sagen, dass bei gleicher Qualität ein freier Vortrag angenehmer ist, doch genau da liegt das Problem. Eine gute gelesene Präsentation ist besser als eine schlecht aber frei gehaltene. Sei dir also der Vor- und Nachteile bewusst und wäge ab, was du besser hinbekommst.

1. Frei sprechen

Die Vorteile dieser Methode dürften jedem bewusst sein, der schon einmal TED-Talks gehört hat. Wenn du frei sprichst, wirkst du lockerer, spontaner und aktiver. Du kannst mobiler den Raum nutzen und viel besser Kontakt zu deinem Publikum halten: Augenkontakt und Adressierung.

Die Nachteile sind jedoch, dass die vermeintliche Spontanität mit viel Vorbereitung einhergeht, denn um frei zu sprechen, musst du dich mit deinem Thema sehr gut auskennen. Stichworte auf Notizkarten oder Impulsgeber wie Folien können dir helfen, dich an memorierten Punkten entlang zu hangeln. Der Aufwand, einen frei gesprochenen Vortrag vorzubereiten ist jedoch deutlich größer. Wichtig ist auch, dass dein Stil umgangsprachlicher wird und du beim freien Sprechen leichter zu Abschweifungen neigst, dich schneller „verzettelst“ oder den „Faden verlierst“. Deshalb solltest du ein Sicherheitsnetz haben, also etwa Stichwortkarten oder Punkte, an denen du gut wieder in den Vortrag einsteigen kannst. Und, ganz wichtig: ein freier Vortrag braucht länger, d.h. du wirst in der vorgegebenen Zeit weniger Inhalt transportieren können. Und je komplexer dein Thema, desto schwieriger wird es, alles frei zu sprechen.

2. Vorlesen

Die Vorteile des Vorlesens liegen in der Vorbereitung und der Sicherheit, die ein fertiger Text bietet. Du kannst dir selbst die komplexesten Strukturen vorher gut einteilen und sie so aufbereiten, dass sie verständlich werden. Ein schriftliches Manuskript hilft dir außerdem dabei, deine Formulierungen besser auszufeilen. Achte aber darauf, dass ein Vortrag nicht die gleiche Sprache erfordert, wie etwa ein Artikel. Du schreibst anders als du sprichst. Du kannst den Vortrag in schriftlicher Form leichter überprüfen und durch Proben etwa das richtige Timing finden. Auch besteht weniger Gefahr dich zu verhaspeln, weil es ja ein klares Gerüst gibt.

Dem gegenüber stehen aber auch Nachteile: du wirst viel auf das Blatt Papier schauen, was den Blickkontakt mit deinem Publikum erschwert. Achte also auf Lesepausen und schaue regelmäßig hoch. Vorgelesene Präsentationen neigen vor allem im Stil dazu zwei Probleme zu generieren: „zu viel“ Text – Du solltest beim Lesen nicht zu schnell werden, da Zuhörer sonst nicht folgen können. Und „zu komplex“ – wie gesagt, damit deine Zuhörer einer komplexen Argumentation folgen können, bedarf es einfacher und gut strukturierter Ausführungen. Überfordere deine Zuhörer also nicht.

Aufbau

Eine Präsentation ist im Grundsatz nicht anders aufgebaut als eine Hausarbeit oder eine andere wissenschaftliche Arbeit sonst auch. Der wesentliche Unterschied liegt in der Rahmung (also deinem Publikum und deinem Stil) und sollte dabei immer beachtet werden (siehe oben).

Tipps

Einige Tipps zur Präsentation:

  • Denk dran, dass du deinen Stil an das „gesprochene Wort“ anpasst.
  • Motiviere deine Zuhörer beim Einsteig, in dem du ihnen etwas präsentierst, dass sie in den Vortrag zieht: ein Witz, eine Provokation, ein gutes Zitat, eine Anekdote oder ein Verweis auf etwas Aktuelles … aber Achtung: Etikette und guten Stil nicht vergessen. Und kurz und knapp – nicht den Witz auswalzen…
  • Wenn du die Struktur deines Vortrages erwähnst, dann kurz und nur in Highlights. Keine exzessive Beschreibung von Etwas, das gleich noch mal ausführlich vorgestellt wird.
  • Deine Argumentation im Hauptteil muss möglichst sofort und gut verständlich sein – schreib also kurz, knackig und kraftvoll …
  • In den Schlussteil gehören auf jeden Fall deine wichtigsten Punkte noch mal rein: fasse prägnant zusammen. Was ist es, dass die Zuhörer mitnehmen sollen? Was waren deine wichtigsten Erkenntnisse.
  • Und hier gehört auch hin, wenn es noch Punkte gibt, die es weiter zu bearbeiten gilt. Du kannst einen Ausblick liefern oder eine Frage formulieren, die gleich diskutiert werden kann.
  • Je nach Art/Form der Präsentation ist genau diese Art der Offenheit (also einen Ansatz zur Diskussion zu liefern) sogar ausdrücklich das Ziel.
  • Ein paar Praxistipps (vor allem auch zum Umgang mit Medien) haben wir dir separat zusammengestellt.

Fragephase

Und genau hier unterscheidet sich die Präsentation maßgeblich von anderen Formen des wissenschaftlichen Arbeitens: in der Fragephase nach der Präsentation. Nach dem du etwas vorgestellt hast, wird es für das Publikum die Chance geben, deine Ausführungen zu kommentieren und dir Fragen zu stellen. Zielsetzung dieser Phase ist es, zum einen dir zu helfen, dein Thema zu erweitern und zum anderen im Publikum entstandene Fragen und offene Punkte zu klären. Dabei geht es nicht darum, dich vorzuführen oder dir alle deine Fehler vorzuhalten. Kritik und Hinweise etwa sind dazu gedacht, deine eigene Forschung voranzubringen. Vielleicht gibt es eine Theorie, die du noch nicht kennst, die aber gut zu deiner Arbeit passt. Oder aber du hast an eine Perspektive noch nicht gedacht? Fragen und Kommentare aus dem Publikum sollen dir helfen, die „schwarzen Flecken“ in deiner Wahrnehmung zu erkennen. Natürlich sollen sie auch Punkte klären, die das Publikum noch nicht verstanden hat. Oder Ergänzungen liefern, die das Publikum noch zu hören wünscht.

In der Vorbereitung auf diese Phase, die viele Vortragende mit Sorge betrachten, ist es wichtig, sich im Vorfeld zu überlegen, welche Lücken man in der Präsentation hat (und keine Präsentation wird ohne Lücken auskommen, das liegt in der Natur der Sache). Je besser du dein Thema kennst, desto souveräner kannst du mit den Fragen umgehen. Bei komplexen Themen und Fragen kann es vorteilhaft sein, diese aufzuschreiben und nach und nach abzuarbeiten. Auch ist es völlig ok, eine Frage nicht beantworten zu können. Du musst nicht jeden Aspekt und jede Perspektive kennen oder darauf reagieren können. Eine Antwort wie „Das klingt nach einem guten Hinweis. Kann ich im Moment nichts zu sagen, dem werde ich aber gerne in Zukunft mal nachgehen“ ist vollkommen ok.


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Lektion 9: Präsentation