02. Empirische Forschung

Planung

Prinzipiell sei hier darauf verwiesen, dass diese Einheit nur einen ganz groben und stark verkürzten Überblick über die empirische Forschung liefern kann und du für eigene Datenerhebungen auf jeden Fall einen weiterführenden Kurs besuchen solltest. Besprich deine Forschungsfrage mit Lehrenden und kläre mit ihnen gemeinsam dein Forschungsdesign. An dieser Stelle findest du nur ein paar allgemeine Hinweise zur Planung einer empirischen Forschung, die dir dabei helfen können, im Grundsatz festzustellen, ob du überhaupt eine solche empirische Erhebung benötigst.

Vorbereitung

Forschungsfrage

Im Vorfeld der empirischen Forschung solltest du deine Forschungsfrage möglichst präzise ausformulieren. Je genauer du weißt, was du wissen möchtest, desto einfacher und präziser ist das Forschungsdesign zu planen.

Rahmenbedingungen

Ebenso gehört in die Vorbereitung eine Bestandsaufnahme der Rahmenbedingungen, in denen du dich befindest. Hast du die Zeit und die Befähigung eine solche Forschungsarbeit durchzuführen? Bist du auf technische, finanzielle oder organisatorische Unterstützung deiner Universität/der Lehrenden angewiesen? Gibt es eine solche Unterstützung überhaupt?

Forschungsdesign

Zu diesem Punkt gehört es, sich eine passende Methode zu überlegen, mit der die Forschungsfrage beantwortet werden kann. Was muss ich tun, um an die gewünschten Daten zu kommen? Wie lange wird so etwas dauern? Wer kann mir diese Daten liefern? Und warum sollten diejenigen das tun? Das Vorgehen und die Fragestellungen müssen unbedingt in Passung gebracht werden.

Ein paar Beispiele:

Experiment

Beim Experiment geht es um die Überprüfung bestimmter kausaler Zusammenhänge, die durch die systematische Anordnung von Versuchen getestet werden. Mehr Informationen zur Methode findest du hier.

Survey

Das Survey ist eine Befragung einer größeren Anzahl an Personen nach deren Meinung oder Wissen. Mehr Informationen zur Methode findest du hier.

Panel

Das Panel ist, wie das Survey, eine Befragung. Allerdings wird die selbe Personengruppe zweimal aber zeitlich versetzt befragt, um eine Entwicklung zu erfassen.

Feldstudie

Eine Feldstudie ist eine Beobachtung, bei der sich der Forschende in die zu beobachtende Lebensumwelt begibt.

Stichprobe

Die Größe der erhobenen Daten (wer liefert wieviele die Daten) nennt man Stichprobe. Hierbei ist es wichtig, sich zu überlegen, wie viele Daten ich für die Beantwortung meiner Frage benötige und wie die Stichprobe auszusehen hat.

Einzelfallanalyse

Dieses Forschungsdesign konzentriert sich auf einen einzigen Fall, untersucht diesen aber besonders intensiv und umfänglich. Hierbei geht es um die spezifische Komplexität des Falls, der etwa eine bestimmte Form darstellt: besonders extrem, häufig, selten, typisch, intensiv.

Survey

Surveys treffen Aussagen über eine Grundgesamtheit, in dem man einen Teil der Gesamtheit befragt. Wer also Aussagen über das Publikum eines Kinofilms analysieren möchte, der kann 1000 Zuschauer*innen befragen und die Aussagen „verallgemeinern“. Je kleiner der befragte Teil an der Gesamtheit, desto schwieriger sind verlässliche Aussagen zu treffen.

Wünscht man eine „repräsentative Aussage“, dann müssen alle (bzw. die wichtigsten) Merkmale der Grundgesamtheit im befragten Teil vorhanden sein. Die Gesamtheit muss in Miniatur dargestellt sein. Wichtige Merkmale können sein: Gender, Alter, Bildungsgrad, Herkunftsland, Religion u.v.m.

Vollerhebung

Bei der Vollerhebung befragt man alle Personen einer Grundgesamtheit. Je nachdem über welche Grundgesamtheit man Aussagen treffen möchte, kann dies extrem aufwendig und teuer werden. Eine typische Vollerhebung ist eine Volkszählung, aber auch eine Personalbefragung etwa ist denkbar.

Erhebungsmethode

Manchmal spielt es eine Rolle, ob es bereits Daten gibt, auf die ich zurückgreifen kann oder selber welche erheben muss. Wenn ich selber erhebe, muss ich dafür sorgen, dass meine Erhebung wissenschaftlichen Standards folgt und in den von mir vorherbestimmten Parametern abläuft. Daten können auf unterschiedliche Arten erhoben werden: Recherche, Beobachtung oder Befragung. Je nach Disziplin und Forschungsfrage sind bestimmte Methoden sinnvoller.

Recherche

Damit ist die Verwendung bestehender Daten gemeint, die in Form von Artefakten/Dokumenten vorliegen können oder in Form bereits erhobener Daten. Die Geistenswissenschaften nutzen die Recherche oder auch Dokumentenanalyse als hauptsächliche Form der Datenerhebung. So könnten beispielsweise alle Briefe einer Person oder alle Fotos eines Ereignisses eingescannt und ausgewertet werden.

Beobachtung

Bei der Beobachtung geht es im weitesten Sinne um eine Wahrnehmung der Realität – allerdings um eine möglichst systematische, geplante und zielgerichtete Wahrnehmung. Bei Beobachtungen musst du bestimmte Kategorien festlegen, was genau du auf welche Weise beobachten willst. Beispielsweise kannst du in Experimenten bestimmte chemische oder physische Reaktionen „beobachten“, in dem du sie genauestens vermisst. Du kannst aber auch die sozialen Strukturen und Prozesse beobachten, in denen eine Unterrichtsstunde an der Universität verläuft, in dem du ihr beiwohnst und sie dokumentierst.

Befragung

Im Gegensatz zu den Handlungen und Prozessen der Beobachtung, geht es bei der Befragung in der Zielsetzung um Meinungen, Einstellungen, Gedanken und Gefühle – also um das, was in Personen vorgeht und eben nicht durch „Zuschauen“ erkennbar wird. Entsprechend musst du für Befragungen den betroffenen Personen die Chance geben, sich zu äußern. Eine solche Äußerung erfolgt entweder schriftlich oder mündlich, beides geht in Person oder elektronisch per Internet. Wissenschaftliche Standards sind bei dieser Erhebungsform am schwierigsten aufrecht zu erhalten.

Aufbereitung

Ordnung

Wenn ich Daten erhoben habe, stellt sich die Frage, wie ich diese ordne oder in ein System bringe, um sie besser auswerten zu können. Dazu gehören ganz einfach die Auswahl der Software mit der ich ordne, aber auch Fragen der Sortierung, der Hierarchisierung und Gruppierung von Daten. Letztlich ist es auch von zentraler Bedeutung, welche Kategorien ich festlege, die für die Auswertung in Frage kommen – hierzu zählt zum Beispiel die Vergabe von Codierungen oder Tags.

Erfassung

Je nachdem, wie ich meine Daten erhoben habe, muss ich diese in eine Form bringen, die ich auswerten kann. Aufgezeichnete Gespräche etwa müssen transkribiert werden, um sie vergleichbar auswerten zu können. Doch was transkribiere ich? Sprache, Gestik, Mimik, situationale Aspekte – die Entscheidung ist wichtig.

Selektion

Nicht alle Daten, die ich erhoben habe, werde ich in der Auswertung gebrauchen können. Es wird Daten geben, die fehlerhaft sind oder durch äußere Einflüsse nicht gewertet werden. Es kann sein, dass ich vorsichtshalber mehr erhoben habe und jetzt einen Ausschluss vornehme. Wie ich dies tue und vor allem warum, das gilt es gut zu begründen und darzulegen.

Auswertung

Daten sind meist nach der Erhebung in einem „Rohzustand“, der sich erstmal nicht direkt in Ergebnisse umsetzen lässt. Für die Interpretation der Daten gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Methoden, die hier nicht weiter erläutert werden können. Wenn dich das Feld empirischer Forschung interessiert, dann kannst du mit dieser Liste auf eigene Faust weiter recherchieren:

  • Grounded Theory
  • Psychoanalyse
  • Typenbildung
  • Diskursanalyse
  • Konversationsanalyse
  • Metaphernanalyse
  • Häufigkeitsanalyse
  • Korrelationsanalyse
  • Signifikanztest
  • Clusteranalyse
  • Faktorenanalyse
  • Pfadanalyse
  • Varianzanalyse

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03. Experiment

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