02. Aufbau

Du hast geforscht, du hast recherchiert, du hast gesichtet – und weißt nun, was du schreiben möchtest? Dann los. Schon beim Schreiben ist es aber wichtig, den Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit im Kopf zu haben. Dein Text beginnt nicht einfach mit „das hier habe ich rausgefunden“, sondern folgt klaren Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens. Damit die Arbeit später von anderen Wissenschaftler*innen beurteilt und nachvollzogen werden kann, sollte sie gewissen Ansprüchen genügen. Dazu zählen zum einen die Standards des Stils, die in der nächsten Einheit besprochen werden, aber eben auch der standardisierte Aufbau einer Arbeit – die Struktur. Eine wissenschaftliche Arbeit besteht im Grundsatz aus Vorspann, Textteil und Abspann. Hier findest du Tipps zu den entsprechenden Strukturelementen.

Vorspann

Es klingt banal, aber wissenschaftliche Arbeiten beginnen eben nicht mit einer Einleitung sondern vielmehr mit jeder Menge bürokratischer Erklärungen und Einordnungen, die man Vorspann oder auch Titelei nennt. Gerade für eine Hausarbeit gilt, dass dein Publikum erstmal mehr darüber erfahren sollte, was für ein Textstück da vor ihr liegt. All die zusätzlichen Informationen zum Text sind gemeinsam als Vorspann gefasst. Sie werden nicht zur Anzahl der Seiten der Arbeit gerechnet (wichtig für Hausarbeiten!) und erhalten zumeist eine separate Paginierung (etwa „i-xi“ statt „1-11“).

Titelblatt

Das Titel- oder Deckblatt ist insbesondere bei Haus- oder Abschlussarbeiten von Bedeutung, weil es deiner Dozent*in erlaubt, schnell und eindeutig deine Arbeit von den zig anderen zu unterscheiden, die im Arbeitsalltag auf ihrem Tisch landen. Es sollte in deinem Interesse liegen, dass dir deine Arbeit klar zugeordnet werden kann. Jede Uni, jedes Fach, jeder Dozierende handhabt das Titelblatt und die dazugehörigen Informationen anders (Tipp: „Stylesheet“ erbitten!), aber im Grunde sollten folgende Informationen drauf sein:

  • Titel der Arbeit
  • Autor*in (vollständiger Name)
  • Kontext der Arbeit (Fach oder Seminar, Semester)
  • Universität (evtl. mit Logo)
  • Betreuer*in
  • Ort und Datum

Das Beispiel: Deckblatt gibt dir erste Hinweise, wie du deines gestalten kannst.

Ehrenwort

Viele Unis verlangen mittlerweile von Studierenden die Abgabe einer ehrenwörtlichen (oder auch eidesstattlichen) Erklärung, dass die vorliegende Arbeit eigenständig und unter Einhaltung der wissenschaftlichen Standards entstanden ist. Diese Erklärung kann in die Titelei, oder ganz ans Ende in die Anhänge. Mit ihr versicherst du, dass du und niemand anderes deine Arbeit geschrieben hast, und dass du so arbeitest, wie es sich für die Wissenschaft gehört und zum Beispiel kein Plagiat ablieferst (siehe dazu Lektion 12 Zitieren).

Abstract

Manche Formen des wissenschaftlichen Arbeitens (etwa längere Abschlussarbeiten oder internationale Artikel) verlangen das Anfügen einer wissenschaftlichen Zusammenfassung, eines sogenannten Abstracts. Hier geht es darum möglichst knapp und präzise (Länge des Abstracts variiert je nach Gesamtlänge der Arbeit von 1/2 Seite bis 2 Seiten) die Forschungsleistung der Arbeit darzustellen – was wurde untersucht und was sind die Erkenntnisse?

Inhaltsverzeichnis

Ein strukturiertes und logisch nachvollziehbares Bild der Arbeit in Form von nummerierten Abschnittstiteln. Wichtig ist, dass du a) Titel wählst, die gut beschreiben, worum es in dem jeweiligen Abschnitt geht, b) nicht zu grob und auch nicht zu fein untergliedert wird. Das Inhaltsverzeichnis ist eine kondensierte und abstraktere Form der Gliederung.

Hier ist ein Beispiel (frei erfunden):

  1. Einleitung
  2. Themenfindung bei ersten Hausarbeiten
    1. Mangelnde Motivation
    2. Fehlende Ansätze zur Recherche
  3. Coolness als Motivator
    1. Coolness in der Themenwahl
    2. Coolness beim Dozenten
    3. Coolness im Style der Arbeit
  4. Erkenntnisse und Ausblick

Vorwort

Auch dieser Abschnitt der Arbeit ist kein „Muss“ für alle. Er findet hauptsächlich bei Abschlussarbeiten oder bei durch Dritte finanzierten Arbeiten statt und ist dort ein wichtiger Bestandteil. Im Vorwort finden sich hauptsächlich Erklärungen zum „Umfeld“ der Arbeit, also Danksagungen (für Anregung, Unterstützung, Mitarbeit) oder eben Hinweise auf Drittmittel, Förderungen oder Stipendien. Auch können hier Ereignisse dargelegt sein, die die Arbeit beeinflusst haben – etwa durch Wechsel von Universitäten, Projekten, Betreuer*innen, Verlagen oder Herausgeber*innen. Aber es ist kein Ort für irgendwelche Entschuldigungen oder Disclaimer. Bei Abschlussarbeiten finden sich hier meist ein paar Worte zur Entstehungsgeschichte der Arbeit, gefolgt von persönlichen Danksagungen an Partner, Familie, Mentoren.

Verzeichnisse

Schließlich gehören in den Vorspann noch alle Hinweise auf genutzte Tabellen oder Abbildungen, die in der Arbeit verwendet werden. Im sogenannten Abbildungsverzeichnis würde man alle „zitierten“ oder selbstentworfenen Bilder/Grafiken auflisten, deren Titel, Copyright und Seitenzahl (auf der sich die Abbildung in der Arbeit befindet). Das selbe gilt entsprechend für das Tabellenverzeichnis. Bei Arbeiten mit einer größeren Anzahl an Tabellen/Bildern erleichtert dies die Quellenzuordnung und leichtere Orientierung im Text. Bei der Nutzung vieler, fachspezifischer Abkürzungen (etwa für Transkriptionen, empirische Daten, Archivverweise) kann man diese ebenfalls im Vorspann (oder im Nachspann/Anhang) als gesammeltes Abkürzungsverzeichnis angeben.


Textteil

Im Textteil deiner Arbeit stellst du nun dar, was du erforscht hast und zu welchen Erkenntnissen zu gelangt bist. Auch dieser Teil ist wieder in Abschnitte unterteilt, die bestimmte Funktionen haben. Grundsätzlich ist die Arbeit in drei Abschnitte strukturiert – die Einleitung, den Hauptteil und den Schlussteil.

Einleitung

In diesem Abschnitt geht es darum, das Interesse der Leser*in zu wecken und einen Aufhänger („hook“) zu präsentieren. Im Kontext einer wissenschaftlichen Arbeit bedeutet dies also zumeist, klarzustellen, wo das Erkenntnisinteresse der Arbeit liegt. Wie lautet die Problemstellung und warum ist das relevant? Warum mache ich all das hier?

Dabei geht es dann auch darum, dass du der Leser*in kurz erklärst, was genau du vor hast und warum. Also die Wahl deines Forschungsobjektes, deiner Methode und deiner Analysekriterien. Als letzter, aber vielleicht wichtigster Punkt: irgendwo in diesem Teil solltest du deine These einmal explizit darstellen.

Zum Stil der Einleitung (und Arbeit) erfährst du in der nächsten Einheit mehr, aber hier sei kurz angemerkt, dass die Einleitung nicht unbedingt stocksteif und formell sein muss („ich analysiere das und das und führe die Ergebnisse dann so und so zusammen“), sondern schon so was wie die „Story“ deiner Forschungsarbeit erzählen kann – nur eben auch nicht zu locker („und dann dachte ich so, krass, das sollte man mal nachgucken…“).

Hauptteil

Hierzu folgt in der nächsten Einheit eine detailliertere Erläuterung, aber grundsätzlich liefert dieser Teil die Argumentation deiner Forschungsarbeit. Hier wirst du deine Methode ausführlich erläutern und deine Theorie genau darlegen und begründen. Das ist nicht das Selbe wie in der Einleitung, wo du nur ganz kurz sagst, welche Methode oder Theorie du verwendest.

Dann wirst du eine Argumentation aufbauen, also zumeist eine logische Kette von Punkten oder Daten, die deine These stützen. Diese Daten werden dann genauestens analysiert/interpretiert und zu Forschungserkenntnissen destilliert. Wichtig ist, dass deine Argumentation nachvollziehbar ist und sich immer auf deine These bezieht.

Tipp: Lies jeden Abschnitt noch mal durch und überprüfe, ob er Bezug zur These hat. Wenn nicht, warum steht er dann hier? So kannst du immer nachvollziehen, ob du zu sehr abschweifst oder fokussiert deine These argumentierst.

Schlussteil

Abschluss, Fazit, Zusammenfassung, egal wie man es nennt – dieser Teil soll die Arbeit abrunden, sie zu einem denkwürdigen Ende bringen. Dass heißt, in diesem Abschnitt willst du deine Erkenntnisse aus dem Hauptteil noch mal präzise und prägnant darlegen. Du willst die Argumente zusammenführen und die Kernaussagen herausarbeiten. Hier machst du deutlich, dass du deine These (aus der Einleitung) gut und ausführlich begründet und belegt hast. Und du zeigst, was das bedeutet.

In speziellen Fällen, kannst du hier auch, wenn nötig, darauf hinweisen, dass deine Erkenntnisse weitere Fragestellungen eröffnet haben. Ein Ausblick darüber, was noch zu tun ist, klingt zwar im ersten Moment nach „diese Arbeit ist nicht fertig“, ist aber wissenschaftlich durchaus plausibel, da Forschung immer auf den Erkenntnissen anderer Forschender aufbaut. Du zeigst also, dass du einen dieser Bausteine liefern kannst.


Abspann

Auch die letzten Seiten einer wissenschaftlichen Arbeit sind von strukturellen Anforderungen geprägt. So wie auch der Vorspann eine Funktion hat (Kontext liefern), so dient auch der Abspann dazu, zusätzliche Informationen zu bieten und Leser*innen die Möglichkeit zu geben, wissenschaftlich weiterzudenken. Da deine Arbeit ja (zum Teil) auch immer auf der Forschung und Erkenntnis Anderer beruht (siehe Lektionen 05 Quellen und 12 Zitieren), solltest du an dieser Stelle angeben, wie und wo die Leser*in diese Forschungsleistung Anderer finden kann. Auch werden in diesem Abschnitt alle die Daten „mitgeliefert“, die du selber erhoben hast und die für die Nachvollziehbarkeit der Arbeit notwendig sind.

Bibliografie

Manchmal auch Literaturverzeichnis oder „zitierte Werke“ genannt, ist die Bibliografie eine Belegliste mit all den Texten (oder Medien), die du für deine Arbeit genutzt hast. Dabei unterscheidet man je nach Arbeit und Zitierstil zwischen den Werken, die direkt im Text zitiert wurden (üblich bei Artikeln, Monographien) und den weiterführenden, die du im Zusammenhang mit der Arbeit gelesen hast (üblich bei Abschlussarbeiten, manchmal Hausarbeiten). Zitierte Werke sind also weniger umfänglich, während ausführliche Bibliografien auch die Werke enthalten, die du gelesen aber nicht schriftlich „genutzt“ hast. Was üblich ist, solltest du in deinem jeweiligen Fachgebiet erfragen. Wie man sie erstellt, erfährst du in Lektion 13 Bibliografie.

Glossar

Bei bestimmten Arbeiten, zum Beispiel für fachfremdes Publikum, kann es sinnvoll sein eine Art Erklärungsliste für immer wieder vorkommende Fremdworte der Arbeit beizulegen. Als Beispiel könnte eine Arbeit über Computerprogrammierung ein solches Glossar der wichtigsten Kürzel, Formate und Befehle liefern, oder eine psychologische Arbeit die speziellen Bezeichnungen bestimmter Diagnosen und Verfahren. Glossare kommen meist bei langen Arbeiten oder bei besonders tief in Fachspezifika verankerten Arbeiten vor. Sie listen Begriffe und erklären diese zum besseren Verständnis und leichteren Zugriff.

Anhänge

Anhänge sind all die Daten und Materialien, die für die Leser*in notwendig sind, um den Text zu verstehen und eindeutig dessen wissenschaftliche Erkenntnis zu überprüfen. Wenn du also eine Umfrage durchführst, dann gehört der Umfragebogen in den Anhang. Wenn du einige qualitative Interviews führst, dann gehört in eine Abschlussarbeit etwa auch ein Protokoll dieser Interviews. Wenn du eine ganze Liste von Filmen als Korpus deiner Medienanalyse nutzt, dann kannst du diese Liste als Filmografie anhängen. Alles, was notwendig ist, um die Arbeit verständlich und nachvollziehbar zu machen.

Verzeichnisse/Ehrenwort

Wie unter Vorspann erwähnt, diese Punkte können je nach Stil/Vorliebe entweder im Vor- oder im Abspann zu finden sein.


Weiter geht es mit Abschnitt

03. Tipps zum Formatieren

oder zurück zum Anfang der Lektion

Lektion 10: Struktur