02. Argumentation

Was ist „Argumentation“?

Das wesentliche Ziel einer wissenschaftlichen Arbeit ist das Vorbringen einer These, die es dann anhand von Argumenten überzeugend darzustellen gilt. Das Argument wird somit zu einem der wichtigsten Bausteine deiner Arbeit. Doch was ist das überhaupt, „Argumentation“? Die Autoren Joachim Wolf und Christine Stickel-Wolf etwa definieren in ihrem Buch Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken die Argumentation als „ein überschaubares, nachvollziehbares, einleuchtendes, überzeugendes, Gründe suchendes sowie ein zu einem stimmigen Denkgebäude führendes Formulieren von Gedanken” (167). Es geht also darum, dass die LeserIn deinen Gedanken folgen kann und diese einen logischen Sinn ergeben, den die Leser*in teilen kann.

Methoden

Wie schon in Lektion 08 Forschung unter Forschungsmethoden erklärt, gilt auch für die Argumentation die grundlegende Unterscheidung in induktive und deduktive Methoden. D.h., du kannst induktiv von spezifischen Ergebnissen ausgehen und allgemeine Rückschlüsse daraus ziehen (was nicht immer unumstritten ist) oder aber deduktiv von allgemeinen Gesetzen (Prämissen) ausgehend, spezifische Daten belegen. Es gibt in der Rhetorik (wie beispielsweise in der Politik eingesetzt) noch weit mehr Variationen von Argumenten, die aber in wissenschaftlichen Arbeiten wenig Raum finden – so gibt es rhetorische Überzeugungsmittel, die etwa Emotionen oder Moralvorstellungen bedienen, dabei aber Kriterien der Wissenschaftlichkeit außer Acht lassen.

Grundlagen

Argumentationen bestehen im Grundsatz aus gleichen Aufbauten, die du schon im Größeren aus der Struktur der Arbeit kennst und die sich hier wiederholen. Um dein Argument logisch aufzubauen, musst du erst einmal die Problemstellung oder Ausgangssituation skizzieren. In diesem „situativen Beginn“ liegt der Ausgangspunkt deiner Argumentation. Darauf folgt ein argumentativer Aufbau, der unterschiedlich formell gestaltet sein kann. Beispiele findest du weiter unten. Nachdem du alle Punkte vorgebracht hast, führst du üblicherweise deine Argumentation zu einem Abschluss. Häufig folgt aus diesem Abschluss eine Aussage, wie das Problem zu lösen ist oder welche Schlussfolgerungen du aus der Situation ziehst. Da hieraus eine Handlung erwachsen kann, kann man den Abschluss auch als Appell werten – also als „appellativen Schluss“.

Lineare Argumentation

In der linearen Argumentation werden die Argumente aufeinander aufgebaut. Das Verfahren eignet sich besonders gut für chronologische Darstellungen von Gedankengängen oder die Historisierung von Ereignissen. Hierbei werden nacheinander die (kausalen) Zusammenhänge zwischen den einzelnen Punkten erläutert. Erst passiert 1, daraus ergibt sich 2, was zur Folge hat, dass sich 3 entwickelt und so weiter. Von der Ausgangssituation folgt logisch eine Kette von Argumenten, die zu einem Abschluss führt.

 

 

These-Antithese Argumentation

Manchmal ist ein Themenfeld nicht so leicht chronologisch aufzuteilen, weil es neben guten Argumenten „für“ etwas auch gute Argumente „gegen“ etwas gibt. Hierfür eignet sich gut die abwägende oder auch These-Antithese Argumentation. Ideal lassen sich hiermit Punkte gegeneinander abwägen oder einander gegenüberstellen. Du lieferst wiederum eine Situation (1), dann eine These (2) und dieser entgegen gestellt die Antithese (3). Das kannst du beliebig oft hin- und herargumentieren. So lassen sich alle positiven wie negativen Aspekte eines Themas darstellen. Am Ende solltest du aber zu einem Ergebnis kommen, dass sich in Form der Synthese (4), also der Zusammenführung der genannten Punkte (2) und (3) darstellt. Schließlich liefert die Synthese dann den Ausgangspunkt für einen Appell (5).

 

Fächer-Argumentation

Was aber, wenn du ein Thema hast, für das du viele gute Beispiele anführen kannst, oder das sich in mehrfacher Hinsicht begründen lässt – die Beispiele oder Gründe bauen aber nicht chronologisch aufeinander auf, widersprechen sich auch nicht? Dann hilft es, die Argumentation aufzufächern und die einzelnen Punkte nebeneinander, gleichberechtigt stehen zu lassen. Wiederum wird die Situation dargelegt (1), dann eine Reihe von Argumenten oder Beispielen geliefert, die unabhängig von einander sind (2-4), um diese schließlich alle zusammenzuführen und als Appell (5) zu beenden.

 

 


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