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Studierende mit Beeinträchtigung in Hamburg

An den Hamburger Hochschulen sind etwa 25 % aller Studierenden von einer gesundheitlichen Beeinträchtigung betroffen (Schirmer, 2017, S. 28). Bei circa 14 % von ihnen ergeben sich durch Zusammenwirkungen der Beeinträchtigung und den Strukturen an der Hochschule Nachteile im Studium.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Gruppe der Studierenden mit Beeinträchtigung bzw. Behinderung äußerst heterogen ist, so dass unterschiedliche Bedürfnisse relevant sind.

Studierende mit Beeinträchtigung oder Studierende mit Behinderung: wie soll man denn nun sagen!?

Mit den gesetzlichen Neuerungen, wie der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), geht auch ein verändertes Verständnis der Begrifflichkeiten ‚Behinderung‘ und ‚Beeinträchtigung‘ einher. Nach § 2 Abs. 1 Sozialgesetzbuch (SGB) IX n. F. sind Menschen mit Behinderungen „Menschen, die körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sich in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate hindern können“. Demzufolge wird Behinderung nicht als persönliche Eigenschaft eines Menschen angesehen. Vielmehr sind die Menschen (hier: Studierende) durch ungünstige Bedingungen/Barrieren an der chancengleichen Teilhabe an hochschulischen (Bildungs-)Angeboten ausgeschlossen (z. B. durch nicht barrierefrei erreichbare Seminarräume, den fehlenden Zugang zu barrierefreier Fachliteratur, fehlende Beratungsmöglichkeiten etc.). In der Hochschule hat sich der Begriff „Studierende mit Beeinträchtigungen“ durchgesetzt, da auch viele Studierende betroffen sind, die sich nicht zur Gruppe der Menschen mit Behinderungen zählen.

Das Video „Studierende mit Beeinträchtigung in Hamburg: Wie können Sie im ersten Schritt unterstützen?“ stellt die Gruppe kompakt vor, und gibt Ihnen erste Hinweise, was Sie tun können Das Video zu „Studierenden mit Beeinträchtigung“ ist auch in deutscher Gebärdensprache verfügbar.

Studierende mit Beeinträchtigungen: wer gehört genau dazu?

Wie sich die Gruppierung zusammensetzt, kann man den Daten der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks entnehmen. Demnach ist der Anteil der Studierenden mit Beeinträchtigungen, die das Studium erschweren, in den letzten Jahren angestiegen. In Hamburg haben 25 % der Studierenden angegeben, dass sie von einer gesundheitlichen Beeinträchtigung betroffen sind (Schirmer, 2017, S. 28). Davon wiederum geben 11 % an, dass sich die gesundheitliche Beeinträchtigung nicht studienerschwerend auswirkt und ca. 14 % äußern sich, dass sie über eine studienerschwerende gesundheitliche Beeinträchtigung verfügen. Im Vergleich zu den Ergebnissen im gesamtdeutschen Raum ist der Anteil der Studierenden mit studienerschwerenden Beeinträchtigungen somit leicht erhöht.

Zusätzlich wurden diese Hamburger Studierenden zu ihren Beeinträchtigungsformen befragt. In der Regel stimmen die Nennungen mit den Ergebnissen aus dem gesamtdeutschen Raum überein. Lediglich Sehbeeinträchtigung/Blindheit wurde im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt häufiger genannt (Schirmer, 2017, 29).

Balkendiagramm mit einer Übersicht der Beeinträchtigungsformen unter Hamburger Studierenden

Im Gegensatz zum arbeitsrechtlichen Kontext sind bei Studierenden mit Beeinträchtigung die tatsächlich entstehenden Nachteile relevant. Eine amtlich festgestellte (Schwer-)behinderung ist nicht relevant.

Studierende mit Beeinträchtigungen: sichtbar oder unsichtbar?

Die größte Gruppe der Studierenden mit Beeinträchtigungen sind Studierende mit psychischen Beeinträchtigungen gefolgt von Studierenden mit chronisch-somatischen Erkrankungen. In den Lehrveranstaltungen bleiben die betroffenen Studierenden oftmals unsichtbar.

Die Graphik zeigt ein Tortendiagramm. Das Tortendiagramm illustriert die Daten zur Wahrnehmbarkeit von Beeinträchtigungen von Studierenden durch Dritte. Die Aussagen sind in Prozent angegeben. Die Wahrnehmbarkeit der Beeinträchtigung ist bei der ersten Begegnung (4%) oder nach einiger Zeit (29%) möglich. 67% der Studierenden gaben an, dass die Beeinträchtigung nicht ohne Weiteres wahrnehmbar ist.
Quelle: beeinträchtigt studieren – best2, S. 26

Auch, wenn Sie vermuten, dass in Ihren Lehrveranstaltungen keine Studierenden mit spezifischen Bedarfen sind, ist statistisch davon auszugehen, dass Studierende mit Beeinträchtigung dabei sind, die ggf. auf Barrieren stoßen. Keinesfalls sollen Sie nun aktiv auf die Suche gehen. Vielmehr sollten Sie darauf vorbereitet sein, dass Sie die Studierenden bestmöglich unterstützen können.

Literatur

Schirmer, Hendrik (2017). So leben Studierende in Hamburg. Zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Hamburg 2016. Online-Befragung an Hamburger Hochschulen. Hamburg: Studierendenwerk Hamburg.

Poskowsky, Jonas et al. (2018). beeinträchtigt studieren – best2. Datenerhebung zur Situation Studierender mit Behinderung und chronischer Krankheit 2016/17. Berlin: Deutsches Studentenwerk (DSW).

Autor:innen: Marie-Luise Schütt, Mirjam Bretschneider-Klein