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Universelles Design in der Hochschule

 

Einführung: Was ist Universelles Design in der Hochschule?

Die Diversität der Studierenden in der Hochschule nimmt zu, was auch Anpassungen im Hochschulalltag erforderlich macht. International gewinnt das Konzept des Universellen Designs zunehmend an Bedeutung, wenn es um die Gestaltung von Lehr- und Lernszenarien an der Hochschule geht (Burgstahler 2020; CAST 2022).

Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention ist das Konzept des Universellen Designs (UD: Universal Design) in der deutschen Rechtsprechung verankert (UN-BRK, 2006/2008, Art. 2). Demnach ist Universelles Design „ein Design von Produkten, Umfeldern, Programmen und Dienstleistungen in der Weise, dass sie von allen Menschen möglichst weitgehend ohne eine Anpassung oder ein spezielles Design genutzt werden können“. Überträgt man diese Definition auf die Hochschullehre, bedeutet dies, dass die Lehre so  gestaltet wird, dass möglichst alle Studierenden ohne spezifische Anpassungen (Nachteilsausgleich) teilhaben können.

Das Universelle Design basiert auf sieben Prinzipien:

  1. Prinzip: Angemessene Nutzung,
  2. Prinzip: Flexibilität im Einsatz,
  3. Prinzip: Einfache und intuitive Bedienung,
  4. Prinzip: Wahrnehmbare Informationen,
  5. Prinzip: Toleranz für Fehler,
  6. Prinzip: Geringer körperlicher Aufwand,
  7. Prinzip: Größe und Freiraum für Zugang und Nutzung.

Um den Einsatz des Universellen Designs im Bildungsbereich sicherzustellen, wurden die ursprünglichen Prinzipien erweitert bzw. zu neuen Prinzipien zusammengefasst. Insbesondere die entstandenen Konzepte Universal Design for Instruction (UDI) (Burgstahler, 2020) und Universal Design for Learning (UDL) (Meyer et al., 2014) werden zunehmend zur Gestaltung von hochschulischen Lehr- und Lernprozessen genutzt.

Unabhängig von den entstandenen Konzepten zum Einsatz von UD in der Hochschule ist den Konzepten gemein (übernommen von Fisseler, 2021; angelehnt an Burgstahler, 2020, S. 35):

Das Ziel von UD in der Bildung ist es, Bildung für Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Eigenschaften zugänglich und nutzbar zu machen.

Unterschiede zwischen Menschen, z. B. hinsichtlich ihrer Fähigkeiten, Fertigkeiten oder möglichen Beeinträchtigungen, aber auch anderer Diversitätsmerkmale, werden als Teil menschlicher Vielfalt akzeptiert und wertgeschätzt.

Die Anwendung und Umsetzung gerade von UD in der Bildung ist ein Prozess, der üblicherweise mehrfach durchlaufen wird. Bildungsangebote sind andere Produkte als Gebäude oder Gebrauchsgegenstände, weil sie auch von den Lernenden mitgestaltet werden und dadurch ständigen Veränderungen unterliegen.

Und schlussendlich kann UD in der Bildung den Bedarf an angemessenen Vorkehrungen oder individuellen Nachteilsausgleichen reduzieren.

Nachfolgend wird das Konzept des UDL fokussiert. Dies ist auch ein Teilaspekt des UDI. Die hauptverantwortliche Akteurin von UDI, Sheryl Burgstahler, stellt eine ausführliche Zusammenfassung von UDI zur Verfügung.

Was ist das Universal Design for Learning (UDL)?

Das Konzept Universal Design for Learning geht auf das Team um David Rose und Anne Meyer vom Center for Applied Special Technology (CAST) zurück. Im folgenden Video „Was ist UDL – Universal Design for Learning?“ wird das UDL Konzept in Bezug auf die Hochschullehre erläutert. Das Video in deutscher Gebärdensprache sowie das zugehörige Transkript sind ebenfalls verfügbar.

Um die Umsetzung der drei Prinzipien zu ermöglichen, sind den Prinzipien Richtlinien mit weiteren Checkpoints (auf deutsch: Prüfpunkte) zugeordnet. CAST hält die Prinzipien mit Richtlinien und Prüfpunkten auf Englisch bereit. Es sind konkrete Beispiele, wie die Umsetzung der Prinzipien etc. stattfinden kann, beigefügt.

In Deutschland steht die Anwendung von Universal Design for Learning in der Hochschule noch am Anfang. Im Every Student Succeds Act (ESSA) verabschiedete der US-amerikanische Kongress (2015) das UDL-Konzept als bestmögliche Praxis für alle Studierenden. Dementsprechend ist die Umsetzung des UDL im amerikanischen Raum weiter vorangeschritten. Wie sich UDL in der Hochschule konkret darstellt, erfährt man bspw. auf UDLoncampus (Fallbeispiele aus der Hochschule: Examples in higher education).

Zusammenfassend gilt, dass die hochschulischen Angebote durch die Anwendung der Prinzipien des UDL zugänglicher gestaltet sind, so dass sich von vornerein die Einsatzmöglichkeiten erhöhen und weniger spezifische Anpassungen vorgenommen werden müssen. Wenn eine Vorlesungsaufzeichnung bereits von Anfang an mit Untertiteln, Audiodeskription und Transkript versehen ist, sind keine individuellen Anpassungen (wie z. B. Alternativen für Personen mit Hör- und Sehschädigung) erforderlich. Jeder Studierende kann von Beginn an mitmachen.

Literatur

Burgstahler, S. (2020). Creating Inclusive Learning Opportunities in Higher Education: A Universal Design Toolkit. Harvard Education Press.

Fisseler, B. (2021). Universal Design in der digitalen Bildung. URL: https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/blog/universal-design-der-digitalen-bildung (letzter Zugriff am 13.09.2022).

Meyer, A., Rose, D. H., & Gordon, D. (2014). Universal Design for Learning: Theory and Practice. CAST Professional Publishing.

UDL on Campus (2022). Universal Design for Learning in Higher Education. URL: http://udloncampus.cast.org/home (letzter Zugriff am 13.09.2022).

Autor:innen: Marie-Luise Schütt