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Wie kann ich wertschätzend auf spezifische Bedarfe Studierender mit Beeinträchtigung zugehen?

Grundlagen

Sicherlich ist Ihnen aus eigener Erfahrung bekannt, dass man vor allem dann die eigenen Bedarfe äußert, wenn man das Gefühl hat, dass dies gewünscht ist bzw. akzeptiert wird. Daher ist es wichtig, dass Sie zu Beginn einer Lehrveranstaltung deutlich machen, dass Sie sich der Anwesenheit von Studierenden mit möglicherweise spezifischen Bedarfen bewusst sind – und dass Sie offen sind, angesprochen zu werden und zur Unterstützung bereitstehen.

Im Rahmen Ihrer Lehrtätigkeit kooperieren Sie mit Studierenden, also erwachsenen Lernenden. Dies bedeutet wiederum, dass die Studierenden in hohem Maße selbst für ihren optimalen Lernprozess verantwortlich sind. Deshalb sind sie selbst in der Verantwortung ihre Bedarfe zu artikulieren.

Im Gespräch mit Studierenden kann es zu Missverständnissen kommen. Um dies zu vermeiden, ist es hilfreich, dass das Anliegen und nicht die Beeinträchtigung fokussiert wird. Wichtig ist, dass Sie Ihr Gegenüber so behandeln, wie Sie selbst gerne behandelt werden wollen: mit Respekt und Akzeptanz. Verzichten Sie auf jede Form der Entwertung („Sie schon wieder!“) oder das Infragestellen der Belastung („So schlimm kann das doch nicht sein.“).

Gut zu wissen

  • Das HOOU-Projekt „Studieren mit einer psychischen Erkrankung: Wie geht das?“ illustriert für diese Gruppe der Beeinträchtigungen in Comics, welchen Herausforderungen die Studierenden sich gegenüber sehen, und wie es ihnen dabei geht. In der Kategorie „Lehrende“ des HOOU-Projekts finden Sie weitere hilfreiche Informationen zu dem Thema.
  • Als Gedankenexperiment und um sich näherungsweise (!) in die Situation eines oder einer beeinträchtigten Studierenden hineinzuversetzen, können Sie sich erinnern, wann Sie selbst einmal eingeschränkt waren, z. B. durch eine Verletzung nicht mehr laufen oder durch Rückenschmerzen nicht lange sitzen konnten. Vielleicht ist Ihnen einmal die Kontaktlinse verloren gegangen oder Sie konnten nach einer Erkältung nicht gut hören. Oder Sie konnten sich aufgrund persönlicher Ereignisse kaum auf die Arbeit konzentrieren. Versuchen Sie sich zu erinnern, wann Sie auf die Unterstützung anderer angewiesen waren und was hilfreich für Sie war.

Gut zu tun

  • Signalisieren Sie Ihre Offenheit und Bereitschaft zu Seminarbeginn mit einer einleitenden Folie. (Beispielfolie für die UHH)
  • Kommunizieren Sie Ihre Erreichbarkeit, z. B. in Form einer Folie in der ersten Präsentation des Seminars. Damit machen Sie auch deutlich, dass Sie offen und gesprächsbereit sind. Bieten Sie verschiedene Wege der Kommunikation an, um möglichst viele Studierende anzusprechen. Einzelnen Studierenden fällt es schwer per Telefon zu kommunizieren, und bevorzugen den Kontakt per Mail.
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  • Machen Sie vorab eine kurze anonyme Befragung zum Thema: „Was brauchen Sie um gut am Seminar teilnehmen zu können?“. So erfahren Sie schon vorab, ob es wichtig ist, dass der Raum barrierefrei ist, oder jemand Schwierigkeiten mit der regelmäßigen Teilnahme hat.
  • Die Studierenden sind meistens Expertinnen und Experten für ihre Bedarfe. Geben Sie ihnen Gelegenheit diese zu formulieren und überlegen Sie, wie diese ggf. realisiert werden können.
  • Bieten Sie Termine in geschützter und entspannter Atmosphäre an, und vermeiden Sie längere Gespräche „zwischen Tür und Angel“.

Beratung

Wenn die Studierenden einen Nachteilsausgleich benötigen, ist die richtige Ansprechperson der oder die Beauftragte für Studierende mit Beeinträchtigung Ihrer Hochschule. Weitere Angebote finden Sie in unserer Kategorie „Beratung“.

 

Autor:innen: Mirjam Bretschneider-Klein