„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!“ alle kennen diesen Spruch. Dass Bilder Lernen unterstützen können, ist bekannt und wissenschaftlich erwiesen. Dass aber auch Comics, also gezeichnete Geschichten, nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern einen tollen Mehrwert beim Lernen bieten, ist vielleicht einigen unserer Leser:innen neu. Dieser Artikel wirbt für die Idee, die Neunte Kunst beim (digitalen) Lehren und Lernen einzusetzen, und zeigt einige Beispiele aus der OER-Welt.
Zu diesem Thema gibt es eine Podcastfolge auf Hamburg hört ein HOOU.
Was sind eigentlich Comics?
Bei einem Comic wird mit Texten und Bildern eine Geschichte erzählt. Die Bilder sind in einer Reihenfolge angeordnet, die einen zeitlichen Ablauf ergibt. Ein wichtiges gestalterisches und erzählerisches Mittel von Comics ist die Darstellung der Bilder, auch Panels genannt: Mit der Größe, Form und Anordnung der Panels können verschiedene dramaturgische Effekte erzielt werden, z.B. Spannung oder Betonung. Auch der Übergang zwischen den Panels bietet erstaunliche erzählerische Möglichkeiten, die von den Zeichner:innen entsprechend genutzt werden. Und nicht zu vergessen: Die Text-Bild-Kombination macht Comics in ihrer Erzählweise einzigartig!!
Die Magie der Neunten Kunst: Was ist das Besondere an Comics fürs Lernen?
Grundsätzlich wirken Comics genauso wie andere Abbildungen auf das Lernen: Sie ziehen die Aufmerksamkeit auf den Lernstoff, schaffen Motivation, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen, und sie können Lernprozesse erleichtern, wie z.B. das Einordnen, Verstehen, Bewerten und Erinnern von Informationen.
Comics können aber noch viel mehr! Die Neunte Kunst hat eine ganz eigene, besondere Magie und bietet viele tolle Möglichkeiten, die das Lernen unterstützen können.
Inhalte aller Art sind leichter darstellbar: Da sich Comics auf zeichnerische und erzählerische Mittel stützen, können mit ihnen alle denkbaren Inhalte einfach dargestellt werden, z.B. physikalische Zustände, abstrakte Inhalte, menschliches Innenleben und Interaktionen. Vor allem Themen, die schwer zu beschreiben sind oder etwas trocken wirken, profitieren von einer Darstellung in Form von Comics.
Erzählerische Mittel fördern Interesse und Lust, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen: Comics bedienen sich der Darstellung von Menschen oder vermenschlichten Figuren, mit dem sich die Leser:innenschaft identifizieren kann. Ereignisse im Comic können so mit persönlichen Erfahrungen verknüpft oder verglichen werden. Auch dadurch dass Comics immer Geschichten erzählen, können Lernende die Inhalte mit eigenen Erlebnissen verknüpfen – das Lernen wird vertieft.
Comics sind universell einsetzbar: Ein herausragendes Merkmal von Comics ist der vereinfachte Zeichenstil. Und das macht sie zu einem universellen Lernmedium: Sie werden von allen Lernenden verstanden, unabhängig von Alter, Geschlecht, vom kulturellem Kontext oder vom Bildungshintergrund. Durch die vereinfachte Darstellung können sich Leser:innen besonders gut mit den Protagonist:innen identifizieren, auch das erleichtert das Lernen, besonders dort, wo verschiedene Zielgruppen angesprochen werden sollen. Das ist übrigens bei OER oft der Fall. Außerdem lassen sie sich auf diese Weise hervorragend im Sinne der fünf 5 OER Freiheiten nutzen (verwahren/vervielfältigen, verwenden, verarbeiten, vermischen, verbreiten).
Zum Stöbern: Einige Beispiele aus der OER Lernwelt
Das HOOU-Lernangebot „Studieren mit psychischen Erkrankungen“
Die OER „Studieren mit einer psychischen Erkrankung: (wie) geht das?“(noch in Arbeit) soll dafür sensibilisieren, wie Studieren mit einer psychischen Erkrankung gelingen kann. Neben einem Informationsteil berichten Studierende von ihren persönlichen Erfahrungen und sollen so zur Ermutigung und Stärkung beitragen. Die Erfahrungsberichte sind teilweise anonymisiert als Comics dargestellt.
Zu dem Lernangebot gibt es übrigens auch einen Podcast aus der Reihe Hamburg hört ein HOOU.
Das Infocomic „Abgefahren“ zur Verkehrswende
Die Agora GmbH widmet sich Themen der Verkehrswende und hat das kreative Team von Ellery Studio gebeten, ihre Thesen der Verkehrswende in ein Informationscomic zu verpacken. Der Versuch, die Erkenntnisse in neuer Form zu transportieren und damit mehr Menschen für das Thema zu interessieren, ist sehr gelungen. Das Comic erhielt sogar eine Gold-Medaille bei den „Malofiej International Infographics Awards“.
Komplexe Themen als Comics von Julia Schneider
Die Volkswirtin Julia Schneider nutzt Comics um künstliche Intelligenz, Algorithmen und andere sperrigen Themen zu veranschaulichen . Ihr Comic „We need to talk“ ist unter einer CC BY-NC-SA 4.0 Lizenz veröffentlicht. Aktuell arbeitet sie an einem Infocomic über Geld, welches ab Sommer 2021 CC-lizenziert verfügbar ist. Einen Bericht über ihre Arbeit gibt es auf Tagesspiegel Online.
Die OER Broschüre der HOOU@HAW mit Wissenschaftscomics von Véro
Die Broschüre „OER Offline“, als Give-Away für alle OER-Interessierten gedacht, beinhaltet 92 offene Materialien – darunter zahlreiche Wissenschaftscomics der Künstlerin Véro. Ursprünglich wurden diese von der Helmholtz Gesellschaft unter dem Titel „Klar soweit?“ veröffentlicht und unter einer CC-BY-ND 4.0 Lizenz veröffentlicht. Die Broschüre ist als PDF abrufbar und gedruckt bestellbar (per E-Mail mit vollständiger Adresse an: OER_HOOU@haw-hamburg.de). Hier eines der Wissenschaftscomics:
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Credits für diesen Artikel:
Autorin: Martina Schradi
Lizensiert unter creative commons Namensnennung 3.0 Deutschland (CC BY 3.0 DE)