„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!“ alle kennen diesen Spruch. Dass Abbildungen und Visualisierungen das – digitale – Lernen unterstützen können, ist allgemein bekannt und wissenschaftlich erwiesen. Aber wie genau wirken eigentlich Abbildungen? Auf diese Frage gibt es hier erste Impulse.

„A picture is more worth than thousand words“. Von HikingArtist – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20421721

Die visuelle Sprache hat vielschichtige und vielfältige Auswirkungen, die auf allen Ebenen menschlichen Erlebens festzustellen sind: auf der kognitiven Ebene vereinfacht sie die Informationsaufnahme und -verarbeitung, also auch das Lernen:

  • Es gilt der Picture-Superiority-Effect: Werden Bild und Text gleichzeitig dargeboten, so lenken Bildinhalte stärker und länger die Aufmerksamkeit auf sich und werden schneller und leichter aufgenommen, verarbeitet und erinnert als Texte.
  • Wenn sich Bild- und Textinformationen inhaltlich ähneln, dann vereinfachen Bilder das Verständnis des Textes: Sie konkretisieren abstrakte Inhalte und aktivieren vorhandenes Wissen, mit dem die neue Information verknüpft werden kann.
  • Visuelle Informationen können leichter mit Erfahrungen verknüpft bzw. verglichen werden, was eine tiefere Verarbeitung der Informationen mit sich bringt.
  • Bilder können des weiteren höhere kognitive Prozesse wie Vergleichen, Erkunden, Strukturieren, Gruppieren usw. erleichtern. Bilder können auch leicht erinnert werden und damit das Lernen und Erinnern von Informationen fördern.

„Bilder bilden“!

Quelle: https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/248362/bilder-bilden-potenziale-von-tutorials-und-co

Bilder haben aber auch Auswirkungen auf Emotionen und Motivation und können daher auf verschiedenen Wegen das Lernen erleichtern:

  • Bilder machen neugierig, fokussieren die Aufmerksamkeit und steigern dadurch die Motivation, sich mit der Information auseinanderzusetzen.
  • Positive Visualisierungen können angenehme Emotionen und Stimmungen auslösen, was wiederum die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem Inhalt erhöhen kann.
  • Die Darstellung von Menschen oder menschenähnlichen Figuren ist besonders wirksam: Lernende können sich mit diesen Figuren identifizieren, die Inhalte werden so stärker erlebbar und erfahrbar gemacht.

Fazit: „Words and pictures together teach best.“

Menschen können also dann am besten lernen, wenn ihnen eine Kombination aus Text- und Bildinformation dargeboten wird. Allerdings nur, wenn:

  • Text und Bild inhaltlich übereinstimmen
  • Die richtige Visualisierungsart gewählt wird
  • Die wichtigsten Gestaltungskriterien berücksichtigt werden

Ein Beispiel

Screenshot der Webseite CliMap Health, https://climaphealth.hoou.de/de/

Die OER CLIMAP HEALTH verfolgt die Entwicklung eines interaktiven E-Learning-Tools, in dessen Mittelpunkt die Vermittlung von fachlichem und praxisorientiertem Wissen über die Einflüsse von Klima und Umwelt auf unsere Gesundheit steht. Das Lernangebot arbeitet mit einer eingängigen Visualisierung, die in dem Screenshot abgebildet ist: Eine Weltkarte, auf der verschiedene „Hotspots“ gekennzeichnet sind. Hinter diesen Kennzeichnungen verbergen sich weiterführende Informationen, die durch Anklicken erscheinen. Die Abbildung: erfüllt verschiedene Funktionen, u.a. lenkt sie die Aufmerksamkeit und macht neugierig, knüpft an bekannten Repräsentationen an, strukturiert die Inhalte der Webseite und führt die Lernenden visuell durch die Lerninhalte.

Zur Vertiefung

  • Picture superiority effect. Why pictures are more memorable: https://www.youtube.com/watch?v=27CsEELSkrw
  • Norman, D. A. (2004). Emotional Design. Why we love or hate everyday things. New York. Basic Books.
  • Weidenmann, B. (1994, Hrg.). Wissenserwerb mit Bildern. Bern: Hans Huber.

Passende Artikel auf lehre:digital


Credits für diesen Artikel:
Autorin: Martina Schradi
Lizensiert unter creative commons Namensnennung 3.0 Deutschland (CC BY 3.0 DE)