KONFUSIUS

„Was ist denn ein E-Portfolio überhaupt?!?“

„Und wie kann man es sinnvoll in der Lehre einsetzen?“

„Macht das nicht nur zusätzliche Arbeit?“

„Was haben die Lernenden davon, wenn sie ein E-Portfolio benutzen?“

Um diese Fragen für sich und anschließend auch für die Studierenden beantworten zu können, informiert Dagmar sich zunächst einmal darüber, was E-Portfolios sind und wie und zu welchen Zwecken sie von anderen in der Lehre eingesetzt werden.

Schnell stößt sie auf eine Definition, dass ein E-Portfolio „eine digitale Sammlung von mit Geschick gemachten Arbeiten (= lat. Artefakte)“ ist (Hornung-Prähauser et al., 2007, 14). Durch diese Artefakte kann der E-Portfolio-Besitzer oder die E-Portfolio-Besitzerin seine oder ihre Entwicklungsschritte, die Lernergebnisse und den individuellen Lernprozess (Lernpfad/Wachstum) strukturiert dokumentieren und veranschaulichen. Die betreffende Person trifft die Auswahl der Artefakte selbständig und ordnet diese in Bezug auf das Lernziel. Dabei hat er oder sie als Eigentümer(in) die komplette Kontrolle darüber, wer wann wie viele Informationen aus dem Portfolio einsehen kann, soll und darf. (vgl. ebd.)

Um neben dieser Definition eine bessere Einschätzung der Methode zu bekommen, helfen Dagmar auch die folgenden Online-Quellen sehr gut weiter:

• Übersicht im ZUM-Wiki zu diesem Thema: https://wiki.zum.de/wiki/E-Portfolio

• Einstieg in Lehrszenarien mit E-Portfolios bei www. e-teaching.org:
https://www.e-teaching.org/lehrszenarien/pruefung/pruefungsform/eportfolio

• Ausführlichere Informationen und Antworten auf viele Fragen rund um die E-Portfolio-Methode unter http://geoges.ph-karlsruhe.de/mhwiki/index.php5/E-Portfolio

 

Anschaulich wird die E-Portfolio-Methode auch in einem kurzen Video von Sandra Schön erläutert:

Dagmar lernt so auch den Unterschied zwischen Portfolios und E-Portfolios, der netzbasierten, digitalen Variante kennen. Ganz einfach gesagt sind Portfolios analoge und E-Portfolios virtuelle, netzbasierte Sammelmappen, in denen verschiedene Materialien, die so genannten Artefakte, gesammelt werden können. Dies können einzelne Arbeitsschritte, Konzepte, Ideen und Reflexionstexte sein. Dagmar wird schnell klar, dass die elektronische, netzbasierte Version den Vorteil bietet, dass ihre Studierenden auch digitale Fotos, Links zu Videos, fachlich relevanten Weblogs etc. und andere digitale Dateien und Materialien einbinden können. Da ihre Studierenden ohnehin viel mit ihren Smartphones und Tablets unterwegs sind, fotografieren oder schnell einmal online gehen, um etwas nachzusehen, findet sie die E-Variante für den Einsatz in ihrer Lehrveranstaltung interessant.

 

Bei ihrer Recherche hat Dagmar auch herausgefunden, dass es verschiedene Typen von (E-)Portfolios gibt – je nachdem, welcher Zweck damit verfolgt werden soll. Die Bezeichnungen variieren auch je nach Quelle. Während Häcker etwa 30 verschiedene Portfolio-Begriffe aufführt (vgl. Häcker, T. 2007, 132), unterscheiden andere Quellen vor allem drei Hauptarten von E-Portfolios:

 

Ein Reflexionsportfolio dient vor allem dazu, auf strukturierte Weise die wesentlichen Ergebnisse des eigenen Lernfortschritts zu dokumentieren und – häufig anhand bestimmter Impulse und Fragen - zu reflektieren. So soll ein Bewusstsein für den eigenen Lernprozess gefördert werden.

 

In einem Entwicklungsportfolio kann der oder die Lernende Artefakte sammeln und zusammenstellen, die die Entwicklung und das Vorankommen hinsichtlich eines klar definierten (Lern-)Ziels aufzeigen. Es werden – auch über einen längeren Zeitraum - Fähigkeiten und Kenntnisse aufgeführt und dokumentiert, die das Erreichen oder den Weg hin zu diesen (Lern-)Zielen aufzeigen. So kann die eigene Lernentwicklung auch eigenverantwortlich (mit-)geplant werden.

 

Ein Präsentations- oder auch Bewerbungsportfolio nimmt Artefakte beispielsweise zu einem speziellen Projekt auf, das man darstellen möchte. Dieses „Projekt“ kann auch die eigene Bewerbung auf eine Stelle sein. In diesem Fall zeigen die Artefakte die persönlichen Kompetenzen und Fähigkeiten und möglicherweise auch Teile des Wegs dorthin auf. Diese Form des Portfolios wird in der Literatur auch als „Schaufenster des eigenen Lebens“ bezeichnet (vgl. Bauer, R. & Baumgartner, P. 2012).

 

(vgl. zu den drei genannten E-Portfolio-Arten unter anderem: Baumgartner, P.;  Himpsl, K.; & Zauchner, S. 2009).

 

Dagmars Anliegen lautet, dass die Studierenden ihr Vorwärtskommen und ihre persönliche Entwicklung beschreiben und reflektieren sollen – zunächst bezogen auf eine ganz konkrete Lehrveranstaltung im kommenden Semester. Da sie in dieser Lehrveranstaltung Studierende im ersten Fachsemester haben wird, will sie mit ihnen die E-Portfolio-Arbeit gleich von Beginn des Studiums an einüben.

 

Neben der Reflexion zu der ganz konkreten Lehrveranstaltung von Dagmar können die Lernenden aber auch die Themen ihrer Hausarbeiten, bestimmte Projekte, die sie in ihrer Praxis durchführen, Berichte etc. in dem Portfolio sammeln und sich und ihren Lern- und Entwicklungsweg auch über eine längere Dauer hinweg damit darstellen. Daher entscheidet Dagmar sich, eine Mischung aus Reflexions- und Entwicklungsportfolio einzusetzen.

 

Aus ihrer Sicht spricht aber auch nichts dagegen, dass die Studierenden Teile ihres E-Portfolios später dazu nutzen, sich selbst und ihre erworbenen Kompetenzen beispielsweise in einem Bewerbungsprozess darzustellen. Dies wird vor allem davon abhängen, wie sehr ihre Studierenden die E-Portfolio-Methode annehmen und in ihren eigenen Lern- und Entwicklungsprozess integrieren.

 

Die Frage, ob sie ein Portfolio oder ein E-Portfolio einsetzen möchte, beantwortet Dagmar für sich klar mit der elektronischen Variante, also dem E-Portfolio. Ihrer Recherche zufolge können Studierende so

• bezogen auf ihren späteren Beruf den Einsatz sinnvoller digitaler Instrumente einüben,

• digitale Artefakte wie Fotos, Ton- oder auch Videoaufnahmen, die schnell mit ihren mobilen Geräten erzeugen oder im Internet finden, einfach in das Portfolio hochladen

• und das Portfolio – je nach technischem System – auch recht einfach mit anderen gemeinsam bearbeiten oder teilen.

 

Das sind alles Vorteile, die Dagmar unmittelbar einleuchten. Außerdem stellt sie sich vor, dass bei einer digitalen Form auch der Austausch untereinander und das Geben und Nehmen des Feedbacks unproblematischer sein dürfte als bei einer analogen Form eines Portfolios.

ARBEITSAUFTRAG

Bitte überlegen und notieren Sie sich, für welches Szenario Sie ein (E-)Portfolio in Ihrer Lehre einsetzen wollen.

Ist hierfür die analoge Mappe, also ein Portfolio, ausreichend? Oder wollen Sie mit einem netzbasierten System arbeiten?

 


LITERATURVERZEICHNIS


Bauer, R. & Baumgartner, P. (2012). Schaufenster des Lernens – Eine Sammlung von Mustern zur Arbeit mit E-Portfolios. Münster: Waxmann.

Baumgartner, P.;  Himpsl, K.; & Zauchner, S. (2009). Einsatz von E-Portfolios an (österreichischen) Hochschulen: Zusammenfassung – Teil I des BMWF-Abschlussberichts „E-Portfolio an Hochschulen“: GZ 51.700/0064—VII/10/2006. (Forschungsbericht). Krems: Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien, Donau Universität Krems.)

Bräuer, G. (2000). Schreiben als reflexive Praxis: Tagebuch, Arbeitsjournal, Portfolio. Freiburg im Breisgau: Fillibach-Verlag.

Häcker, T. (2007). Portfolio: ein Entwicklungsinstrument für selbstbestimmtes Lernen: Eine explorative Studie zur Arbeit mit Portfolios in der Sekundarstufe I. 2. Auflage. Baltmannsweiler: Schneider Verlag, Hohengehren.

Himpsl-Gutermann, K. & Bauer, R. (2011). Kaleidoskope des Lernens. E-Portfolios in der Aus- und Weiterbildung von (österreichischen) Lehrerinnen und Lehrern. In: Zeitschrift für Elearning, Lernkultur und Bildungstechnologie, 6. Jahrgang (Heft 3/2011), 20–36.

Himpsl-Gutermann, K. (2012). E-Portfolios in der universitären Weiterbildung. Studierende im Spannungsfeld von Reflexivem Lernen und Digital Career Identity. Boizenburg: VWH-Verlag.

Hornung-Prähauser, V.; Geser, G.; Hilzensauer, W. & Schaffert, S. (2007). Didaktische, organisatorische und technologische Grundlagen von E-Portfolios und Analyse internationaler Beispiele und Erfahrungen mit E-Portfolio-Implementierungen an Hochschulen. Salzburg: Salzburg Research Forschungsgesellschaft. URL: https://www.fnm-austria.at/fileadmin/user_upload/documents/Abgeschlossene_Projekte/fnm-austria_ePortfolio_Studie_SRFG.pdf  (zuletzt eingesehen am 02.07.2018)

Münte-Goussar, S.; Mayrberger, K.; Meyer, T. & Schwalbe, C. (2011). Einleitung. In: T. Meyer, K.; Mayrberger, S.; Münte-Goussar & C. Schwalbe (Hrsg.), Kontrolle und Selbstkontrolle: Zur Ambivalenz von E-Portfolios in Bildungsprozessen. Wiesbaden: VS Verlag, 15–30.

 

ERGÄNZENDES LERNMATERIAL ZUR VERTIEFUNG

Wenn Sie mehr über die Möglichkeiten und Ansätze für die E-Portfolio-Arbeit erfahren wollen, finden Sie unter anderem unter diesen Links weitere Informationen:

Informationen und Antworten auf viele Fragen rund um die E-Portfolio-Methode: http://geoges.ph-karlsruhe.de/mhwiki/index.php5/E-Portfolio (zuletzt eingesehen am 16.07.2018)

Buzinkay, M. (2010). ePortfolio & Identität. E-Book. URL: http://www.buzinkay.net/blog-de/2010/05/ebook-eportfolio/  (zuletzt eingesehen am 16.07.2018)

Videl „Der Begriff E-Portfolio“ URL: https://youtu.be/zSdGG8FoGvA  (zuletzt eingesehen am 16.07.2018)

ZUM-Wiki zu dem Thema E-Portfolio: URL: https://wiki.zum.de/wiki/E-Portfolio (zuletzt eingesehen am 16.07.2018)

Einstieg in Lehrszenarien mit E-Portfolios bei www. e-teaching.org:  https://www.e-teaching.org/lehrszenarien/pruefung/pruefungsform/eportfolio (zuletzt eingesehen am 16.07.2018)

Eine ebenfalls interessante Variante des E-Portfolios ist der Der Qualipass in Baden-Württemberg (http://www.qualipass.de/). Er „richtet sich an Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren und dokumentiert Praxiserfahrungen und Kompetenzgewinne, die Jugendliche durch Praktika, Vereinsmitarbeit, Schülerinitiativen, Auslandsaufenthalte, Nachbarschaftshilfe oder vergleichbare Tätigkeiten erworben haben." URL: www.qualipass.info  (zuletzt eingesehen am 02.07.2018)