VERSTEHEN: Sex-Gender-System nach Gayle Rubin

In der vorhergehenden Lektion hast Du einen ersten Einblick in die Sex-Gender-Debatte innerhalb der Geschlechterforschung bekommen. Jetzt vertiefen wir Gayle Rubins Unterscheidung zwischen dem sozialen und dem anatomischen Geschlecht.

Der Begriff Sex-Gender-System geht auf Gayle Rubin zurück. Rubin entwickelte den Begriff 1975, um den Zusammenhang zwischen Politik, Wirtschaft und Sexualität zu analysieren. Mit dem Begriff führte Rubin erstmals die Unterscheidung zwischen dem anatomischen Geschlecht (Sex) und dem sozialen Geschlecht (Gender) ein.

Rubins zentrale These lautet:

Das soziale Geschlecht ist gesellschaftlich gemacht!

Die Geschlechterforscherin geht davon aus, dass das biologische Geschlecht von Natur aus gegeben ist. Das soziale Geschlecht hingegen nicht. Das soziale Geschlecht sei gesellschaftlich gemacht.

Rubins zweite These lautet:

Das soziale Geschlecht ist geprägt von der gesellschaftlichen Ungleichbehandlung und Unter-drückung von Frauen.

Rubin betont, dass das biologische Geschlecht (Sex) dazu benutzt werde, um  Erwartungen an geschlechtsspezifisches Verhalten (Gender) zu definieren und Geschlechterungleichheiten zu legitimieren. Der Ausschluss von Frauen aus der Politik wurde beispielsweise dadurch gerechtfertigt, dass sie angeblich nicht so gut logisch denken könnten wie Männer.

Rubin kritisiert besonders auch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Das Modell eines männlichen Ernährers und einer weiblichen Hausfrau sei in gesellschaftlichen Institutionen festgeschrieben und werde fortwährend reproduziert. Dies spiegelt sich heutzutage beispielsweise im Ehegattensplitting. Dieses Steuermodell führt häufig dazu, dass besserverdienende Männer weiterhin arbeiten, während es sich für ihre schlechter verdienenden Ehefrauen finanziell nicht mehr lohnt selbst arbeiten zu gehen.

Rubin geht davon aus, dass gesellschaftliche und politische Reformen die Unterdrückung von Frauen beenden könnten. Sie tritt für eine “genderlose” Gesellschaft ein. In dieser soll das anatomische Geschlecht nicht bestimmen, wer man ist, was man tut oder wen man liebt.

In der folgenden Präsentation sind Gayle Rubins Thesen noch einmal zusammengefasst.