VERSTEHEN: Undoing Gender

Die Philosophin und Geschlechterforscherin Judith Butler hat an die Idee des Doing Gender anknüpfend gefragt, was es bedeutet, dieses Tun zu unterbrechen oder umzukehren. In ihrem Buch “Undoing Gender” kannst Du mehr dazu nachlesen.

Undoing Gender nach Judith Butler

Judith Butler macht in ihrer Konzeption von Gender deutlich, dass es dabei nicht um das bloße Spielen einer Rolle, sondern um viel mehr geht. Eine wichtiger Baustein ihrer Theorie ist die Aussage: Gender ist performativ. Das bedeutet: Das soziale Geschlecht wird nicht, wie bei einer Bühnenshow, einfach performt. Wir sind also nicht jedes Mal völlig frei zu entscheiden, welches Geschlecht wir darstellen wollen, denn unsere Entscheidungen haben reale Folgen. Kleine Jungs spüren solche Folgen beispielsweise, wenn sie gerne mit einem Kleid oder Nagellack in den Kindergarten gehen möchten. Viele Eltern fürchten dann – nicht zu unrecht, dass ihr Kind ausgelacht oder ausgeschlossen werden könnte und verbieten es daher oft. Das Verbieten verfestigt aber gleichzeitig die Vorstellung, dass Jungs keine Kleider tragen sollen.

Gender als performativ zu fassen bedeutet daher, anzuerkennen, dass unser Handeln die Vorstellung davon festigt, was es bedeutet ein Mann oder eine Frau zu sein. Gleichzeitig bedeutet es, dass das soziale Geschlecht keine in uns liegende Wahrheit ist, sondern etwas, das ständig gesellschaftlich und kulturell reproduziert wird und so historisch spezifisch ist. Unsere Geschlechtsidentität ist damit weniger ein Ausgangspunkt, sondern Ergebnis unseres Handelns. Dieses Handeln verläuft entlang von Gendernormen, also entlang von Idealen von Männlichkeit und Weiblichkeit. Wir zitieren diese Ideale täglich.

Die Normen des Geschlechts sind zwar nicht starr, aber wir können ihrer Wirkung ist auch nicht einfach entgehen. Ein Beispiel hierfür ist die enorme Gewalt die Menschen erleiden müssen, deren Verhalten nicht mit den Gendernormen konform geht. Judith Butler formuliert es in einem erklärenden Beitrag so:

Wenn wir etwas als performativ begreifen, bedeutet das, dass es eine Reihe von Wirkungen hervorbringt. Wir agieren, laufen, sprechen und unterhalten uns miteinander auf eine Art und Weise, die den Eindruck verfestigt, dass wir ein Mann oder eine Frau sind. [For something to be performative means that it produces a series of effects. We act and walk and speak and talk in ways that consolidate an impression of being a man or being a women.]​

Die Konstruktion und die gesellschaftliche Rolle des sozialen Geschlechts zu beforschen, bedeutet: Erstens, danach zu fragen, wie „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ hergestellt werden und zweitens, zu analysieren, welche Wirkungen diese Differenzierung hat.