Positionierung

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Wir schauen aus unterschiedlichen Perspektiven auf Filmstoffe oder Reportagethemen. Diese Perspektiven führen dazu, dass uns einige Themen besonders wichtig sind oder wir eine Nähe zu bestimmten Figuren spüren, weil sie unsere Erfahrungen teilen. Ob wir von Rassismus, Klassismus oder Ableismus betroffen sind oder nicht, beeinflusst unsere Perspektive stark. Um verantwortungsbewusst Medien zu gestalten, ist es wichtig, zunächst die eigene Positionierung in verschiedenen Diskriminierungsdimensionen zu reflektieren. In einem zweiten Schritt gilt es dann zu überlegen, wie unsere Positionierung unsere Perspektive beeinflusst – das heißt, manchmal gewinnbringend erweitert, aber eben auch beschränkt. Außerdem bringt uns unsere Positionierung manchmal Vorteile (s. Privilegien) im Vergleich zu anderen. Schließlich können wir Strategien entwickeln, um unsere Perspektive transparent zu machen und Perspektivenvielfalt in unsere Arbeit zu integrieren.

Wo stehe ich? Bin ich privilegiert?

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Wurde dir schon mal gesagt, dass deine Art zu sprechen zu straßenmäßig für den Berufskontext ist? Wirst du in Deutschland wegen deiner Hautfarbe komisch angeschaut? Erfährst du Diskriminierung, als Frau in deinem Beruf oder weil du nicht eindeutig in ein Geschlecht passt?

 

Indem wir unsere Erfahrungen in der Welt mit denen anderer vergleichen, können wir herausfinden, ob und wie wir von einer Diskriminierungsform betroffen sind – oder eben nicht.

Die Antirassismus-Theoretikerin Peggy McIntosh betont, dass diese Strategie des sozialen Vergleichs hilfreich ist, um Privilegien sichtbar zu machen. Vorteile (Privilegien) können direkte Bevorzugung sein, aber auch das Nicht-Erfahren von Ausgrenzung oder Gewalt. Die Vorteile sind für privilegierte Personen oft unsichtbar.

Beantworte die Testfragen des Privilegien-Checks und finde heraus, wie privilegiert du bist. 

Oder mach unseren

Klassismus-Check.

Privilegien sind nicht deine Schuld,
aber deine Verantwortung ...

Rassismus, Sexismus oder Klassismus sind gesellschaftliche Systeme, die dazu führen, dass Menschen es leichter oder schwerer im Leben haben. Wir sind nicht persönlich schuld daran, dass wir beispielsweise heterosexuell sind und eine weiße Hautfarbe haben. Dennoch profitieren wir von Systemen, die u.a. Schwarze Menschen oder queere Personen abwerten und ausgrenzen.

Wir alle sind Teil dieser Systeme und tragen daher eine Verantwortung dafür, sie zu verändern. Als privilegierte Personen sollten wir unsere Privilegien bewusst für Veränderung nutzen. Unsere gesellschaftliche Position verschafft uns Zugänge zu vielfältigen Machtressourcen, die marginalisierten Personen verwehrt sind. Solche Ressourcen können materieller Natur sein, wie Geld, Equipment oder Mitgliedschaft in Netzwerken. Sie können aber auch immateriell sein, wie beispielsweise Wissen oder Ansehen. Als privilegierte Personen können wir benachteiligten Menschen eine mediale Plattform in Redaktionen geben, ihnen Zugang zu Finanzressourcen für eine Filmproduktion ermöglichen oder gegen Stereotype kämpfen, damit Frauen hinter der Kamera genauso viel Ansehen genießen wie Männer.

Was hat kulturelle Aneignung
mit Privilegien zu tun?

Was heißt kulturelle Aneignung?

Kulturelle Aneignung meint, sich als Mitglieder einer privilegierten Gruppe der Kultur einer marginalisierten Gruppe zu bedienen. Dabei wird häufig die Herkunft und Bedeutung kultureller Zeichen unsichtbar gemacht oder ihnen gar eine andere Bedeutung gegeben. Marginalisierte Menschen müssen hingegen oft kämpfen, um beispielsweise ihre Haare auf eine traditionelle Art tragen zu dürfen, ohne als „nicht professionell“ stigmatisiert zu werden.

Warum ist kulturelle Aneignung
so problematisch?

Madeleina Moka erklärt im RosaMag aus der Perspektive einer Schwarzen Frau, warum Hairstyles, Kleidung und Musik politisch sind. Und welche Bedeutung sie im Widerstand gegen Sklaverei und Unterdrückung hatten und haben.

Können wir an einer anderen Kultur teilhaben, ohne aneignend zu sein?

In dieser Folge von dem Podcast Realitäter:innen sprechen Gizem Adiyaman und Lúcia Luciano mit DJ und Produzentin Darah Farina und der freien Journalistin Kemi Fatoba.

Wenn der Güterzug durchrauscht ...
Vom Umgang mit Privilegien

Achtung! Ich-Falle!

Gesagt zu bekommen, dass ich etwas nicht weiß oder verstehe, weil ich privilegiert bin, löst oft Bauchgrummeln aus. Oft hören wir dann gar nicht mehr, was unser Gegenüber uns erklärt. Wir hören nur: Du bist schlecht! Und fühlen uns angegriffen.

 

Dabei bezieht sich die Kritik nicht auf uns als Person an sich, sondern unser Verhalten in Unterdrückungssystemen. Der Anti-Rassismus-Trainer Tsepo Bollwinkel nennt dieses Verwechslungsphänomen die „Ich-Falle“.

 

Abwehrstrategien erkennen

Durch Unachtsamkeit und Ignoranz, aber auch durch Beleidigungen und Gewalt festigen wir Unterdrückungssysteme. Darauf hingewiesen zu werden, löst häufig Abwehrreaktionen aus.

Abwehrreaktionen sind beispielsweise:

– das Thema wechseln

– das Gesagte ignorieren

– die eigene Verunsicherung und Traurigkeit über Privilegien in den Mittelpunkt stellen

– „ja, aber …“-Argumentationen starten

– die andere Person als emotional oder überempfindlich darstellen.

 

Das kannst du tun ...

Der Anti-Rassismus-Trainer Tsepo Bollwinkel vergleicht Abwehrreaktionen mit einem Güterzug, der durch den Bahnhof fährt. Wir stehen am Gleis und der Güterzug der Emotionen rattert so laut, dass wir nichts mehr verstehen können. Es ist wichtig, in solchen Momenten ruhig zu bleiben und zu warten bis der Güterzug durchgefahren ist. Also, bis sich die Emotionen beruhigt haben.

Beobachte, welche Gefühle bei dir ausgelöst werden, wenn andere dich auf diskriminierendes Verhalten hinweisen. Auch Scham und Schuld sind, neben Wut und Ärger, häufige Abwehrreaktionen.

Bedanke dich für das Feedback und denke erstmal über das Gesagte nach. Nimm dir Zeit um eine eigene Haltung zu entwicklen. Informiere dich auf Blogs von Betroffenen, um deren Perspektive besser zu verstehen. Tausche dich mit anderen über Umgangsstrategien mit Abwehrreaktionen aus. Entschuldige dich für dein Verhalten und verändere es. Werde ein:e Verbündete:r.

 

Verbündete:r sein
Allyship

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Verbündete sind von einer bestimmten Diskriminierungsform nicht betroffen. Daher müssen sie nicht tagtäglich gegen diese Diskriminierung kämpfen. Sie entscheiden sich stets aufs Neue, sich aktiv gegen Diskriminierung einzusetzen und Betroffene zu unterstützen. Ein:e Verbündete:r sein zu wollen allein reicht nicht aus, es zeichnet sich durch fortwährendes Handeln aus. 

Informiert sein

Informiere dich! Es gibt unzählige Bücher zu Themen wie Heterosexismus, Alltagsrassismus, Geschlechterungleichheit oder Behindertenfeindlichkeit. Informiere dich über verschiedene Diskriminierungserfahrungen und sei offen für Kritik, Anregungen und neue Perspektiven. Lass dir Literatur, Filme und Social-Media-Kanäle empfehlen und informiere dich auf Plattformen, auf denen Betroffene ihre eigenen Erfahrungen teilen.
Frage Betroffene nicht über ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus. Denn das Ausfragen Betroffener kann negative Folgen haben. Sie können so z.B. an die (diskriminierende) Erfahrung erinnert werden. Lasse Betroffene selbst bestimmen, ob und wie sie ihre Erfahrungen teilen wollen.

Wissen ist wertvoll

Das Wissen Betroffener über Diskriminierung ist wertvoll. Sie haben aufgrund ihrer Diskriminierungserfahrungen ein spezifisches und tief gehendes Wissen über diese Diskriminierung(en). Gehe respektvoll damit um, wenn Betroffene ihre Erfahrungen und Perspektiven preisgeben. Gebe Betroffenen Raum. Gesellschaftlich wahrgenommen und ernst genommen zu werden, ist ein Privileg. Nutzen deine Position um von Diskriminierung belasteten Personen Sichtbarkeit zu verschaffen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die eigene Perspektive darzustellen. Höre Betroffenen zu und zeige Anerkennung für den Mut eigene Diskriminierungserfahrungen und -analysen zu teilen.

Unterstützende Rolle

Als Verbündete:r unterstützt du die Kämpfe Betroffener gegen bestimmte Diskriminierungsformen. Du stehst also nicht im Zentrum. Du hast eine unterstützende Funktion. Versichere dich zunächst bei den Betroffenen, ob du ihnen helfen sollst, bevor du unterstützend eingreifst. Achte hierbei auf Zurückhaltung beim Sprechen und Handeln, um Betroffenen genügend Raum zu geben.

Gib nicht gleich auf

 

Als Verbündete:r wirst du auch Fehler machen. Vielleicht erfährst du von verschiedenen Seiten Ablehnung. Vieles ist dir noch unbekannt und das ist in Ordnung. Sei bereit, aus deinen Fehlern zu lernen. Wir verbünden uns stets aufs Neue. 

Privilegien und Benachteiligungen
innerhalb von Communities

Communities sind nicht homogen, also nicht einheitlich. Auch innerhalb Communities gibt es Privilegien und Benachteiligungen. Auch diese basieren z.B. in der BIPoC -Community auf rassistischen Strukturen und Denkmustern. Werden Menschen mit hellerem Hautton bevorzugt und Menschen mit dunklerer Haut diskriminiert (beide Personen haben Rassismuserfahrungen) so wird von Colorism oder auch Shadeism gesprochen. Das Gefühl von Zusammenhalt und Einigkeit im gemeinsamen Kampf gegen Rassismus wird durch Colorism geschwächt. Personen mit hellerer Haut (light-skinned) fällt es oft schwer anzuerkennen, dass sie in einem rassistischen System Privilegien haben, die Menschen mit dunklerer Haut (dark skinned) nicht genießen. 

 

 

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Rassismuserfahrungen sind divers und zeigen sich sehr unterschiedlich, je nach Geschlecht, sozialer Herkunft, Religion, Körper, Behinderung, der Muttersprache oder dem Hautton.

Quelle: Katja Musafiri, 2019, Missy Magazin

 

Privilegien und Benachteiligungen gibt es auch innerhalb anderer Communities. Ein Beispiel: Manche trans* Personen werden von außen als Mann oder Frau wahrgenommen. Dieses Phänomen heißt Cis-Passing. Damit sind sie auf der Straße weniger Übergriffen ausgesetzt als Personen, die geschlechtlich nicht eindeutig zuzuordnen sind. Dies ist ein situatives Privileg. Denn: Für eine cis-gelesene trans* Person kann jeder Besuch bei Ärzt:innen oder Dating dennoch ein Risiko darstellen.

Quelle: Awareness Glossar

Positionierung
Diversify! - Website

Auch mit der Arbeit an der Website Diversify! müssen wir uns permanent positionieren und Haltung beziehen. Einige der Konflikte und Fragen, die uns durch das Projekt begleitet haben, möchten wir im Folgenden transparent machen. Durch die Sichtbarmachung der Konflikte möchten wir nicht demotivieren, sondern verdeutlichen, dass auch wir in einem Lernprozess sind, an einen Rahmen gebunden sind und einfach nicht alles umsetzen können, was wir uns wünschen. Dennoch haben wir diese Website ins Leben gerufen und begreifen sie als konstanten Entwicklungsprozess.

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  • Wir fordern diversitätsbewusste Mediengestaltung und können es selbst nur zu einem gewissen Maß umsetzten. 

Finanzielle Mittel und zeitliche Ressourcen begrenzen die Möglichkeitsräume. Wir haben uns entschieden die Website so weit wir (selber) können barrierearm zu gestalten. Wir haben uns bemüht alt-Texte einzufügen, Untertitel und downloadbare Transkriptionen für die selbst erstellten Videos bereitzustellen und barrierefreie Pdfs zu erstellen. Dies ist nur bedingt gelungen. Wir konnten dies zudem nicht professionell überprüfen lassen, da es unseren finanziellen und zeitlichen Rahmen übersteigen würde. Ebenso würden wir uns eine mehrsprachige Website und Inhalte in Deutscher Gebärdensprache wünschen, doch auch hierfür reichen unsere Ressourcen nicht aus.

Wir sind bemüht eine leichte Sprache zu verwenden. Häufig müssen wir dies verhandeln. Leichte Sprache steht oft im Konflikt die komplexen Themengebiete und Zusammenhänge ausreichend erklären zu können. Wir haben uns entschieden vor allem Selbstbezeichnungen zu verwenden und zu gendern, um Sichtbarkeit zu schaffen. Doch viele Selbstbezeichnungen sind im gängigen Sprachgebrauch nicht präsent und machen eine leichte Sprache schwierig. Wir haben uns dazu entschieden mit Doppelpunkt zu gendern, dies ist (noch) unüblich. Es ermöglicht Screenreadern, eine Lücke bei der Aussprache zu lassen und damit auch trans- und intergeschlechtliche und non-binäre Menschen durch den vorgelesenen Text mitzuhören.

 

Es ist immer wieder eine Herausforderung zu entscheiden: Welche schmerzhaften (triggernden) Inhalte und Bilder entscheiden wir zu beschreiben und zu zeigen, um eine Diskriminierungsform, die Wirkweisen und Mechanismen zu erklären? Wir versuchen verletzende Inhalte und Bilder weitestgehend zu vermeiden, um sie nicht zu reproduzieren. Wenn dies unumgänglich ist, um eine Wirkweise zu erklären, achten wir darauf dies zu kennzeichnen und beispielsweise Ausklappmöglichkeiten für den Content bereitzustellen. So können alle selbst entscheiden, ob sie eine stereotypisierende Grafik sehen wollen oder nicht. 

Die Themen, die auf der Website behandelt werden, können wir nicht ihrer ganzen Komplexität zeigen. Das ist ohnehin nicht möglich. Wir müssen permanent abwägen und entscheiden, welcher Inhalt „wichtiger“ ist und einen Raum bekommt. Dies ist eine Herausforderung. Uns ist klar, dass wir so nicht allen Themen und Perspektiven gerecht werden.

    •  

Die downloadbaren Checklisten haben den Anschein, dass diversitätsbewusste Mediengestaltung einfach umzusetzen sei. Checklisten suggerieren, dass diversitätsbewusste Medienarbeit nur ein Abhaken der Checkliste sei und damit der Beitrag geleistet wäre. Dem ist nicht so. Diversitätsbewusste Medienarbeit bedeutet ein permanentes Hinterfragen und ist ein langer Dekonstruktionsprozess, um die Komplexität der intersektional wirkenden Konstruktionen verstehen zu lernen. Dennoch glauben wir an kleine Schritte der Verbesserung und halten die Checklisten für einen Weg, um schnell kleine Verbesserungen (z.B. im Berufsalltag) zu realisieren.

Bei den externen Fotodateien auf unserer Open-Source-Website sind wir auch auf Open-Source-Datenbanken angewiesen. Die Bildersuchmaschinen (z.B. Unsplash) sind problematisch, da die Verschlagwortung oft diskriminierende Strukturen reproduziert. Besonders das Recht am eigenen Bild und der Kontext, in dem das Foto entstanden ist, sind oft nicht ausreichend nachvollziehbar. Bei Unsplash schauen wir daher explizit nach, was die Fotografierenden noch für Bilder gemacht haben. Sehen wir in dem Profil der:des Fotografierenden z.B. sexistische Bilder nutzen wir keine Fotos dieser User:in. Wir entscheiden uns vorwiegend für Bilder, von denen wir annehmen, dass sie aus einer Betroffenenperspektive gemacht worden sind, können uns hier jedoch nicht sicher sein. Wir verwenden auch Bilder von gesellschaftsbilder.de und nappy.co.

Bei den externen Fotodateien auf unserer Open-Source-Website sind wir auch auf Open-Source-Datenbanken (z.B. Unsplash) angewiesen.

Eine angemessene Repräsentation verschiedener Communities und Personen können wir auf dieser OER nicht gerecht werden.

 

Wir stehen bei der Bildauswahl vor verschiedenen Herausforderungen. So werden beispielweise bei den uns zu Verfügung stehenden Bild-Datenbanken diskriminierende Sichtweisen reproduziert.

Dies betrifft u.a. Darstellungen von PoC, insbesondere Frauen of Color. Menschen werden hier zum einen kriminalisiert, „unprofessionell“, sexistisch oder „überästhetisiert“ abgebildet.

Eine weitere Herausforderung ist die Bildauswahl zu empowernden Darstellungen zu Jüdischem Leben und Gender. Als unsichtbare Differenzlinien sind jene Identitäten zum einen gewiss nicht sichtbar. Häufig wird bei verschlagworteten Bildern zu diesen „Themen“ durch die Art der Aufnahme eine „Andersartigkeit“ bestärkt oder die Darstellungen sind wenig alltagsnah. Wir weichen hier auf abstraktere Bilder aus, jedoch ist z.B. die Bildauswahl zu Antisemitismus allgemein sehr düster. Wir arbeiten daran!

Auch Darstellungen zu Klassismus, die Reichtum, Armut, aber insbesondere auch „die Mittelschicht“ außerhalb von Klischees darstellen, sind schwierig zu finden.

 

Wir haben in der Bildauswahl viel abgewägt und entscheiden uns bewusst für eine Überrepräsentation von Schwarz gelesenen Menschen. Schwarz gelesene Menschen werden im deutschsprachigen akademischen Kontext häufig unsichtbar gemacht und wir setzten durch die Bildauswahl Sichtbarkeit entgegen.

In den Datenbanken haben wir eine Vielzahl abwechslungsreicher Darstellungen finden können, die vermutlich aus Betroffenenperspektive gemacht worden sind.

Die Namen und Funktionen der einzelnen Teammitglieder findest du im Impressum. An dieser Stelle diskutieren wir die unterschiedlichen Positionierungen des Teams in Hinblick auf Diskriminierungsformen sowie die organisationalen Rahmenbedingungen des Projekts.


Organisationale Rahmenbedingungen: Als Projekt sind alle Stellen, die zur Entstehung dieser Webseite beigetragen haben, befristet. Außerdem handelte es sich um Teilzeitstellen. Für die Projektleitung standen keine gesonderten Zeitressourcen zur Verfügung. Die Hälfte der Stellen waren studentische Mitarbeitende, die in Hamburg – im Vergleich zu Bundesländern wie Berlin – relativ schlecht bezahlt werden. Die genannten Rahmenbedingungen führten auch dazu, dass nur Personen mit Bachelor- oder Masterabschluss die genannten Stellen ausfüllten. Gerade in Hinblick auf Klassismus fand somit eine gewisse Vorselektion statt, wenngleich unterschiedliche Klassenhintergründe (Arbeiter:innenkind, Bauernhof-Sozialisation) vertreten waren.

Diskriminierungserfahrungen: Wir haben uns entschieden für jede Diskriminierungsform mindestens je eine Expert:in in den Video-Interviews zu Wort kommen zu lassen. Mit zwei Ausnahmen gelang uns dieses Vorhaben: In Bezug auf die Diskriminierungsform Ableismus zog unsere Interviewpartnerin ihr Einverständnis leider im Projektverlauf zurück. Das Interview zu Antisemitismus konnte bisher noch nicht realisiert werden.

Die Leitung des Projekts hatten durchgehend weiße Personen, während BiPoC als studentische/ wissenschaftlichen Hilfskräfte beschäftigt waren. Ein angestrebter Statuswechsel scheiterte in einem Fall an den formalen Voraussetzungen eines abgeschlossenen Bachelorstudiums.

Queere Perspektiven im Sinne unterschiedlicher sexueller Orientierungen waren im Team teilweise vertreten. Alle Teammitglieder haben eine weibliche Sozialisation erfahren, wenngleich sich einige nicht als Frauen bezeichnen. Einige Personen haben Kinder und sind Carearbeiter:innen. Das Thema gesundheitliche Beeinträchtigung ist dasjenige, welches am wenigsten durch eigene Erfahrungen im Team präsent war. Ebenso gab es keine Person im Team, die von Antisemitismus betroffen ist. Indem wir besonders auch in diesen Teilen der Webseite Betroffene selbst zu Wort kommen lassen und Abschnitte zu Empowerment eingebaut haben, sind wir bemüht ihren Stimmen eine Plattform geben und die Perspektivenvielfalt zu vergrößern.

Kurztipps

Positionierung verstehen und
Haltung beziehen

Nimm dir Zeit, die folgenden Fragen ehrlich zu beantworten. 

Versuche im Alltag Situationen diversitätssensibel wahrzunehmen. 

Frage dich: Wie definierst du dich in Bezug auf Gender, Behinderung, soziale Herkunft? Bist du von Rassismus, Sexismus oder anderen -ismen betroffen? Bist du jüdisch oder muslimisch? Was bedeutet das für dich? Wie beeinflusst es deinen Handlungsspielraum? Formuliere auch bewusst Nicht-Betroffenheiten, wie z.B. „Ich lebe nicht mit einer Behinderung“ oder „Ich bin nicht von Sexismus betroffen“.

Formuliere deine Privilegien und rufe sie dir ins Bewusstsein. So kannst du lernen sie für dich und andere einzusetzen.

Verbündete sind von einer bestimmten Diskriminierungsform nicht betroffen. Daher müssen sie nicht tagtäglich gegen diese Diskriminierung kämpfen. Sie entscheiden sich stets aufs Neue sich aktiv gegen Diskriminierung einzusetzen und Betroffene zu unterstützen. Dazu ist wichtig: Frage Betroffene nicht über ihre Diskriminierungserfahrungen aus. Es gibt zahlreiche Publikationen zu verschiedenen Diskriminierungsformen. Es ist ein Privileg, sich informieren zu können. Nutze es, um handlungsfähiger zu sein. Unter Diskriminierungsformen kannst du dich vertiefend informieren. Es ist nicht die Aufgabe marginalisierter Personen dir irgendetwas zu erklären. Das Wissen von Diskriminierung Betroffener ist  wertvoll. Sie haben aufgrund ihrer Diskriminierungserfahrungen ein spezifisches und tiefgehendes Wissen über diese Diskriminierung(en). Gehe respektvoll damit um. Halte dich in deiner Rolle als Unterstützer:in zurück. Frage nach, ob deine Einmischung erwünscht ist. Achten auf Zurückhaltung beim Sprechen und Handeln, um Betroffenen genügend Raum zu geben. Lerne aus deinen Fehlern. Wir verbünden uns stets auf Neue!

Nun hast du deine Positionierung und deine Privilegien formuliert. 

Du weißt, was es heißt ein:e Verbündete:r zu sein. Welche Haltung beziehst du dadurch? Wie möchtest du nach außen auftreten?