01. Tipps zum Stil

Schreiben

In der letzten Einheit ging es um den strukturellen Aufbau der Arbeit, darum, wie eine Arbeit formell auszusehen hat. Jetzt geht es also ans Eingemachte, an den Text und deine Ideen und Gedanken, die es zu Papier zu bringen gilt. Dabei ist es wichtig, dass du dir einiger Besonderheiten wissenschaftlicher Texte bewusst wirst und ein paar ganz grundlegenden Hinweise beachtest.

Eigene Erkenntnisleistung

Bei einer wissenschaftlichen Arbeit geht es darum, dass du eine gedankliche Leistung erbringst, eine Erkenntnis produzierst und diese deinem Publikum vermittelst. Entsprechend wichtig ist es, dass du beim Schreiben deine eigenen Gedanken in den Mittelpunkt stellst und nicht einfach ein Zitat nach dem anderen aneinanderreihst. Wie du richtig zitierst, wann und wie häufig, erfährst du in der nächsten Einheit.

Formulierungen

Wissenschaftliche Texte besitzen einen ganz eigenen Stil, an den man sich erstmal gewöhnen muss. Nimm dir die Texte, die du für die Recherche gelesen hast als Beispiele und achte darauf, dass du in deinen Formulierungen einen sachlichen, präzisen und objektiven Stil hast.

  • Vermeide Übertreibungen und Werturteile
  • Verzichte auf Umgangssprache oder speziellen Jargon abseits der Wissenschaftssprache („kann man sagen“, „ist wohl logisch“, „leuchtet doch ein“)
  • Flüchte dich nicht in Allgemeinplätze („Menschen haben schon immer…“, „Jedes Medium …“)
  • Begründe deine Position, statt nur eine Meinung zu präsentieren
  • Vermeide Füllwörter, um den Text aufzubauschen (also, vielleicht, auch, wohl, bereits, recht, voll, gerne…)
  • Nutze bestärkende Formulierungen und keine Abschwächungen (nicht „ich meine“ oder „ich denke“, sondern „ich betone“ oder „ich vertrete die Auffassung“)
  • Streiche Relativierungen aus deinen Formulierungen (fast, irgendwie, an und für sich, in etwa)
  • Vermeide Konjunktive (könnte, würde, müsste, sollte), aber auch Willensbekundungen (nicht „ich möchte zeigen“ sondern „ich zeige“)

Satzbau

Wissenschaftliche Texte präsentieren oftmals komplexere Sachverhalte, entsprechend sind meist längere und komplexere Sätze nötig.

Nebensatz

Vermeide sowohl die Reihung zu einfacher Sätze wie auch die „Verschachtelung“ zu vieler Nebensätze hinter- oder ineinander. Versuche beim Satzbau nicht mehr als zwei Ebenen in die Tiefe zu gehen und vermeide zu viele „Einschübe“.

Was gehört wohin?

In deinem Hauptsatz sollten sich also deine Hauptaussagen befinden, während in den Nebensätzen eine Reihe verschiedener Aspekte zu finden sein werden: Begründungen, Präzisierungen, Verknüpfungen.

Subjektbezug

Ein weiterer wichtiger Hinweis zum Satzbau ist der Subjektbezug – achte darauf, dass du nicht mitten im Satz (gerne durch das Einschieben von Nebensätzen) das handelnde Subjekt des Satzes änderst.

Übergänge

Bei der Argumentation in einer wissenschaftlichen Arbeit geht es darum, dass dein Publikum möglichst gut deine Begründungen nachvollziehen kann. Du solltest also am besten einen Text produzieren, der sich flüssig durch alle wichtigen Punkte bewegt. Der beste Weg für einen solchen „Lesefluss“ zu sorgen, ist ihn mit Hilfe von Überleitungen/Übergängen zu befördern. Dazu ist es wichtig, dass Leser*innen von Satz zu Satz, vor allem aber auch von Absatz zu Absatz weitergeleitet werden – du musst Brücken bauen, über die Leser*innen gehen können. Zum einen kannst du solche Brücken bauen, im dem du (wie in diesem Satz) den vorhergehenden Satz wieder aufgreifst, was aber nur in Maßen funktioniert, weil du sonst ständig Dinge wiederholst. Besser noch ist die Verwendung von Konjunktionen, also von Verbindungswörtern wie ‚und‘, ‚aber‘, ‚als‘ oder ‚denn‘ – wenn du dich unsicher fühlst, wie Konjunktionen eingesetzt werden, lies es doch hier auf Wikipedia nach.

Absätze

Übergänge sind nicht nur auf der Ebene von Sätzen wichtig, sondern auch auf der Ebene der Absätze. Ein Absatz ist beim Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit eine sehr wichtige logische Struktureinheit, die bestimmtes Argument umfasst. Absätze generieren Sinnstrukturen, so dass jeder Absatz einen spezifischen Gedanken entwickelt und zum Abschluss bringt. Ein neuer Absatz suggeriert der Leser*in also auch, dass der Gedanke des vorhergehenden Absatzes hiermit beendet ist. Der Übergang ist also wichtig, um der Leser*in von Gedanke zu Gedanke zu leiten. Absätze bestimmen aber neben der logischen Struktur auch die mechanische Struktur des Lesens und den ‚Rhythmus‘ des Textes. Wenn du zu lange und zu ausführlich einen Gedanken ausführst, dann kann das irritieren. Das selbe gilt aber auch für ein zu simples ‚Anreißen‘ eines Gedanken. Ganz praktisch gesprochen ist ein einzelner Satz kein Absatz. Aber wenn du eine ganze Seite schreibst, die aus einem Absatz besteht, ist das vermutlich zu viel.

Fremdwörter

Fachbegriffe (spezifisch für einen Fachbereich) oder auch Fremdwörter (meist aus ‚fremden‘ Sprachen entlehnt) sind ein typisches Erkennungsmerkmal von wissenschaftlichen Texten und können der ‚uneingeweihten‘ Leser*in das Leben ganz schön schwer machen. Sie sind auch der Grund, warum viele Texte so ‚verschwurbelt‘ klingen, und werden von Studierenden gerne dazu genutzt ihre Texte „wissenschaftlicher“ anmuten zu lassen. Im Prinzip ist nichts gegen den Einsatz von Fremdwörtern zu sagen, im Gegenteil: er ist sogar zu befürworten. Aber wenn du Fremdwörter nutzt, dann tu es richtig.

Erstens, du solltest wirklich wissen, was ein Fremdwort bedeutet und wie man es einsetzt. Fremdworte und Fachbegriffe haben oft eine sehr spezifische Bedeutung, deren inkorrekte Nutzung einen verwirrenden Effekt haben oder deine Aussage verzerren kann. Und zweitens, Fremdwörter sollten nur dann eingesetzt werden, wenn die Verwendung dieser spezifischen Bedeutung wichtig und nötig ist. Wenn dein Text zum Minenfeld möglichst kompliziert klingender Wörter und Phrasen wird, dann wirkt das aufgesetzt und unseriös. Dezente Verwendung an Schlüsselstellen – das ist der richtige Weg.


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Lektion 11: Stil